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Im Sommer droht der Ausverkauf

Drastische Etatkürzung: Tomas Rosicky steht ganz oben auf der Liste

Dortmund (dpa). Borussia Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller wurde in aller Herrgottsfrühe von seinen Eltern geweckt. »Junge, mach' doch mal den Videotext an, es sieht finster aus«, riefen sie aufgeregt aus der Pfalz durch das Telefon.

Von der Hiobsbotschaft über existenzbedrohenden Finanzsituation wurden auch die BVB-Profis überrascht. »Ich möchte mich dazu nicht äußern«, sagte der 24-jährige Schlussmann. Die anderen Spieler wollten sich ebenfalls noch nicht mit dem drohenden Ausverkauf beschäftigen - sondern sie konzentrieren sich auf den Liga-Alltag.
Die Angst um ihre Jobs beim sechsmaligen deutschen Fußball-Meister dürfte angesichts der bekannt gegeben Details aus dem Sanierungskonzept dennoch mitspielen. »Wir planen mit 24 Millionen Euro an Spieler-Gehältern. Damit können wir annehmen, sportlichen Erfolg zu haben«, hatte BVB-Manager Michael Meier verkündet. Dies würden nach 67 Millionen Euro in der Saison 2002/2003 und aktuell 40 Millionen eine weitere drastische Reduzierung bedeuten. Zum Vergleich: Die Aufsteiger Arminia Bielefeld und FSV Mainz 05 haben für diese Spielzeit einen Etat von 22 Millionen angegeben.
»Die Zahlen liegen nun alle auf dem Tisch. Das ist das Beste«, meinte BVB-Chefcoach Bert van Marwijk und fügte nach der Offenbarung der ganzen Misere etwas frustriert hinzu: »Mit diesen etwas speziellen Fällen habe ich ja schon einige Erfahrung gesammelt.« Den Spielern empfahl er, »nur an das Sportliche zu denken«.
Gewöhnen wird sich der Niederländer an den Gedanken, im Sommer Abschied von einer Reihe von Stars nehmen zu müssen. Ganz oben auf der Liste der potenziellen Verkäufe steht Tomas Rosicky. Der 24-jährige Tscheche kam 2001 für 14 Millionen Euro, hat seinen Wert aber durch wenig berauschende Vorstellungen erheblich minimiert. Sein Vertrag ist noch bis 2008 datiert. Dass der von ausländischen Clubs umworbene Rosicky nicht bereits in diesem Winter veräußert wurde, begründet Meier so: »Wenn ich einen Zeitpunkt habe, bei dem ein Transfer nicht optimal ist, muss ich es nicht machen.«
Schließlich ist ihm in guter Erinnerung, dass der BVB den einst 25 Millionen teuren Stürmer Amoroso nach drei Jahren »abschreiben« musste. Der Brasilianer konnte nach einem Dauerstreit ablösefrei gehen, damit der Club zumindest die 4,5 Millionen Euro Jahressalär einsparen konnte.
Aus dem BVB-Kader dürften neben Rosicky vor allem sein zuverlässiger Landsmann Jan Koller, der zehn Tore in dieser Saison erzielte und mit gut 10 Millionen Euro Ablösegeld taxiert wird, für andere Vereine interessant sein. Auch die Nationalspieler Christoph Metzelder, Christian Wörns und Sebastian Kehl werden am ehesten einen neuen Job finden. »Es gibt ja noch das zweite Transferfenster im Sommer«, blickt Meier in die nahe Zukunft.

Artikel vom 19.02.2005