18.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Borussia steckt in den
Händen der Gläubiger

Traditionsverein am Abgrund - Bangen um die Lizenz

Dortmund (WB/dpa). Jetzt muss Borussia Dortmund mit dem Schlimmsten rechnen: Dem einzigen an der Börse notierten Fußball-Bundesligaclub droht das Aus. Nach monatelanger Verschleierungstaktik hat der Verein erstmals einen tiefen Einblick in seine desaströsen Bilanzen gewährt.

Nur die Zustimmung der Gläubiger zu dem Sanierungskonzept kann den sechsfachen Deutschen Meister noch vor der Pleite bewahren. »Das Schicksal des Traditionsclubs liegt in der Hand der Gläubiger«, bekannte BVB-Geschäftsführer Michael Meier.
Eine Pflichtmitteilung des Unternehmens hatte gestern Morgen für helle Aufregung gesorgt. »Für die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA ist eine existenzbedrohende Ertrags- und Finanzsituation eingetreten«, räumte der BVB ein. Die verschwenderische Ausgabenpolitik der Geschäftsführung hat den Club bis an den Abgrund geführt. Allein für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2004/2005 ist mit einem Verlust von 27,2 Millionen Euro zu rechnen. Bleiben Sanierungseffekte aus, droht bis zum 30. Juni 2006 ein Schuldenstand von 134,7 Millionen Euro.
Besonders die Liquiditätsprobleme gefährden die Zukunft. Denn ohne den schnellen Nachweis der Zahlungsfähigkeit droht der Lizenzentzug. »Wir beobachten die Entwicklung mit großer Sorge«, sagte Tom Bender, Sprecher der Deutschen Fußball Liga. Bis zum 15. März müssen alle Proficlubs ihre Lizenzunterlagen einreichen.
Michael Meier warb um die Gunst der Gläubiger. »Die zentrale Botschaft ist, dass wir alle Verbindlichkeiten zurückführen werden. Das Unternehmen Borussia Dortmund ist sanierungs- und lizenzfähig«, meinte der Geschäftsführer. Das von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft RölfsPartner vorgelegte Sanierungskonzept setzt allerdings das Wohlwollen aller Gläubiger voraus. »Deren überwiegende Mehrheit hat die Zustimmung bereits zugesagt«, versicherte Meier, »mit drei Finanzgläubigern werden noch Verhandlungen geführt.« Am Abend bestätigte Wirtschaftsprüfer Jochen Rölfs in der ARD, dass man von einem weiteren Gläubiger die Zustimmung erhalten habe. Das Konzept sieht unter anderem »eine Stundung der landesverbürgten Darlehen« und eine »Teilrückabwicklung des Verkaufs der Anteile an der Westfalenstadion GmbH & Co KG« vor.
Für das Geschäftsjahr 2004/2005 muss ohne Sanierungsmaßnahmen mit einem Fehlbetrag von 68,8 Millionen Euro gerechnet werden. Unter Berücksichtigungvon Verlusten aus Vorjahren seien 79 Prozent des eingezahlten Kapitals der Aktionäre in Höhe von 179,5 Millionen Euro »aufgezehrt«. Selbst die Kapitalerhöhung im September um etwa 25 Millionen Euro konnte der Borussia nicht aus der Schuldenfalle helfen.
Wie das Unternehmen einräumte, steht derzeit kein Geld für Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 29,7 Millionen Euro bis Ende Juni 2005 zur Verfügung. Die Engpässe sollen durch »Überbrückungsdarlehen einzelner Gläubiger aufgefangen werden, entsprechende Absichtserklärungen liegen der Gesellschaft bereits vor«.

Artikel vom 18.02.2005