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Bayern demütigt die Borussen

0:5 - Dortmund leistet sich auch eine sportliche Bankrotterklärung

München (dpa). Tabellenspitze behauptet, Dortmund gedemütigt - doch für Bayern München zählten beim höchsten Sieg unter Felix Magath in erster Linie die fünf Warnschüsse für Arsenal London und Kahn-Rivale Jens Lehmann.
»Es war wichtig, Arsenal zu signalisieren: Wir sind stark, hier gibt es nichts zu erben«, tönte Bayern-Coach Magath fast schon übermütig nach dem 5:0 (4:0)-Schützenfest gegen eine abgewirtschaftete Borussia. Der deutsche Rekordchampion kann das Champions-League-Achtelfinale gegen den englischen Meister kaum noch erwarten: »Wer das Spiel gesehen hat, hat richtig Lust auf Dienstag. Ich bin zuversichtlich, dass wir Arsenal schlagen«, meinte Magath.
Nach Lust und Laune durfte sich insbesondere Roy Makaay für die »Gunners« warm schießen. Im 54. Bundesligaspiel traf der Torjäger erstmals drei Mal (6./35./54.) und bereitete das 1:0 von Hasan Salihamidzic (5.) sowie das 3:0 von Sturmpartner Claudio Pizarro (28.) vor. »Drei Tore und zwei Vorlagen, das passiert mir auch nicht immer«, frohlockte der Niederländer, der kein Mitleid mit dem Gegner hatte: »Wir hätten auch mehr Tore schießen können.«
Nicht nur Makaay hatte leichtes Spiel gegen eine Borussia, die sich nach der Offenbarung ihrer existenzbedrohenden finanziellen Situation auch noch eine sportliche Bankrotterklärung leistete. Die Hohngesänge der 53 000 Zuschauer im Olympiastadion gab es gratis: »Wir woll'n Gegner, schickt den S04«, riefen die Bayern-Fans ausgerechnet nach dem Dortmunder Erzrivalen FC Schalke.
Den BVB-Profis war ihr Versagen peinlich. »So eine Halbzeit ist mir in meiner Karriere noch nicht untergekommen«, gestand Kapitän Christian Wörns angesichts des Pausenstandes von 0:4. »Alle Mannschaftsteile haben versagt«, meinte Mittelfeldspieler Florian Kringe. Trainer Bert van Marwijk stand vor einem Rätsel, auf das er keine Antwort wusste: »Wir hatten zuvor vier gute Spiele gemacht und zehn Punkte geholt: Ich kann mir nicht erklären, was heute passiert ist. Wir sind in keinem Moment im Spiel gewesen.«
Die nahe liegendste Erklärung wollte der Trainer nicht gelten lassen: »Ich will das Wort Geld nicht mehr hören. Das ist für mich kein Alibi.« Auch die Spieler mochten die Finanznot nicht als Entschuldigung anführen, obwohl ausgerechnet BVB-Chef Reinhard Rauball dafür Verständnis gehabt hätte: »Ich akzeptiere es, wenn die Spieler so denken.« Der Club-Chef kündigte einen harten Personalschnitt im Sommer an: »Wir werden den Kader abspecken.«
Schon jetzt ist das Gigantentreffen der 90er Jahre zu einem ungleichen Duell geworden. Nach dem frühen 0:2-Rückstand (6.) war das BVB-Ensemble nur noch ein Spielball für einen FC Bayern, der angetrieben vom blendend aufgelegten Mehmet Scholl nach Herzenslust kombinierte. Das Risiko, das Magath eingegangen war, als er trotz des Ausfalls von Michael Ballack (muskuläre Probleme) auch noch Torsten Frings und Owen Hargreaves für das Arsenal-Spiel schonte, war keines.
Der höchste Saisonsieg festigte den nationalen Spitzenplatz und machte Mut für die internationale Bewährungsprobe am Dienstag. »Gegen Arsenal werden wir sehen, was dieser Sieg wirklich wert ist«, meinte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge.

Artikel vom 21.02.2005