11.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Prof. Dr. Jens Stoye jobbte in einer Firma für Leuchtstoffreklame.

Der menschliche
Müllzerkleinerer

Die Jobs der Professoren (14): Dr. Jens Stoye


Bielefeld (sas). Im Wesentlichen, erzählt Jens Stoye, hätten seine Eltern während seiner Studienzeit für seinen Lebensunterhalt gesorgt. Aber für besondere Wünsche musste sich auch Stoye, der an der Technischen Fakultät der Universität Genominformatik lehrt, einen Job suchen.
»Meinen ersten Job habe ich eigentlich als Fortbildung betrachtet. Dass es hinterher dafür noch einige tausend Mark gab, war aber natürlich toll.« Gleich nach dem ersten Semester - Stoye studierte in Bielefeld Informatik und Naturwissenschaftliche Informatik - bekam er den Auftrag, für die Hochschule seiner Heimatstadt Hannover ein Programm zu schreiben. »Es ging darum, eine Datenbank für parasitologische Diagnostik zu erstellen.« Damit war er einige Jahre beschäftigt - eine Herausforderung, für die es dann auch den verdienten Lohn gab.
Ganz gezielt suchte sich der angehende Informatiker aber einen Ferienjob, als ein vierwöchiger Spanienurlaub anstand. »Dafür habe ich in einem Unternehmen für Leuchtstoffreklame gearbeitet.« Tchibo und den Mineralölkonzern BP ließ das Hannoveraner Unternehmen im rechten Licht erstrahlen. Jens Stoye musste aber nicht nur Neonröhren zusammen schrauben: »Vor allem war ich die Müllkomprimierungsanlage«, lacht er. Denn der Müll der Firma wurde in großen Containern gesammelt. Kamen dort hinein große Plexiglasscheiben, die schräg lagen, waren die Container natürlich sofort voll. »Meine Aufgabe bestand darin, in den Container zu steigen und die Scheiben schlicht kaputt zu schlagen.« Eine intellektuelle Herausforderung sei das zwar nicht gewesen, »aber gut, um sich abzureagieren«. Nicht schlecht war im übrigen auch der Stundenlohn: Satte 18 Mark gab es - mehr, als später an der Uni.
Denn vom vierten Semester an hatte Jens Stoye, der nach Aufenthalten in den USA, Heidelberg und Berlin an die Universität Bielefeld zurückkehrte, an der heimischen Alma mater Jobs als Tutor und in wissenschaftlichen Projekten. Das bedeutete ein gutes, regelmäßiges Einkommen - und mehr: »Ich habe dadurch drei verschiedene Arbeitsgruppen und den Wissenschaftsbetrieb von innen kennen gelernt.« Was er zur Nachahmung dringend empfiehlt.

Artikel vom 11.03.2005