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Die Adler wollen
Team-Medaille

Springen auf der kleinen Schanze

Oberstdorf (dpa). Ausgerechnet ein Auslaufmodell soll für die deutschen Skispringer WM-Aufbauhilfe leisten. Die zwei Wettbewerbe auf der kleinen Schanze am Samstag und Sonntag könnten den DSV-Adlern als Motivationsschub für weitere erfolgreiche WM-Tage dienen, vorausgesetzt, es gibt auf dem eigentlich ungeliebten Bakken keinen neuen Einbruch.
»Die kleine Schanze ist ein besonderer Anreiz, schon weil wir in der ganzen Saison kaum noch auf ihr zu Gange sind. Aber auch hier gibt es zwei Medaillensätze zu vergeben, also ist sie genau so wichtig wie die Großschanze«, betonte Bundestrainer Peter Rohwein, der seine Schützlinge bestens vorbereitet glaubt.
Der Coach ist in der Vorbereitung immer wieder auf die kleinen Bakken umgestiegen, um dort seinen Mannen Fluggefühl zu vermitteln. Zumal sie sich auch bestens eignen, um Technik-Fehler auszumerzen. »Hier in Oberstdorf haben wir dazu noch zwei völlig unterschiedliche Profile. Während auf der Großschanze der Anlauf flach und lang ist, du dann wunderschön über den Hang segelst, ist die kleine Schanze genau das Gegenteil. Da geht es steil bergab, der Radius zum Tisch und der Tisch selbst sind sehr kurz. Du fliegst also hoch hinaus, um später ziemlich heftig nach unten zu fallen«, beschreibt Lokalmatador Georg Späth die Unterschiede.
Probleme sehen die deutschen Springer nicht. »Wir sind gut gerüstet«, meint Michael Uhrmann (Rastbüchl). Einen Heimvorteil will dennoch keiner erkennen. »Auch die anderen Nationen haben vor allem im Sommer die vielen Trainingsmöglichkeiten hier genutzt. Da wird es wohl keinen geben, der Umstellungsprobleme hat«, betont Späth.
Positive Erfahrungen bei WM-Springen von kleinen Schanzen sind jedoch spärlich. Den bislang letzten Titel holte der Oberwiesenthaler Jens Weißflog 1989 in Lahti. Dort gab es vor vier Jahren auch das bislang letzte WM-Edelmetall: Martin Schmitt (Furtwangen) holte Silber im Einzel, die Mannschaft gewann Bronze. Solch eine Ausbeute wäre in Oberstdorf sensationell zu nennen. Von einer Medaille mit dem Team redet man im deutschen Lager aber offen.
Bester des DSV-Quartetts in der Qualifikation war am Freitag Schmitt mit 95 mauf Rang sieben. Michael Neumayer (Berchtesgaden) kam auf 94 m. Bei verkürztem Anlauf sprangen Späth 93 m und Uhrmann 91,5 m. Den weitesten Versuch stand der Österreicher Wolfgang Loitzl mit 99 m.

Artikel vom 19.02.2005