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Aufstieg bleibt das Ziel

Regionalliga-Rückrunde: Paderborn trotzt dem Skandal

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Elf Wochen kein Meisterschaftsspiel, acht Tage Trainingslager, sechs Testspiele, drei Siege, eine Niederlage und mühsam in das Halbfinale des Westfalenpokals eingezogen - die Vorbereitung des Fußball-Regionalligisten SC Paderborn 07 verlief sportlich durchwachsen. Die Verwicklung des suspendierten Kapitäns Thijs Waterink in den Wett-Skandal ließ den Fußball beim Ligazweiten für ein paar Tage sogar zur Nebensache werden.

Das soll und muss sich jetzt ändern. An diesem Samstag (Anstoß: 14 Uhr, Hermann Löns-Stadion) kommt der Wuppertaler SV mit seinem neuen Trainer Uwe Fuchs nach Paderborn, und Sturmspitze Alexander Löbe macht deutlich, wie sehr die Mannschaft nach den schweren Wochen dem Start in die Rest-Rückrunde entgegenfiebert: »Unsere Mannschaft wurde völlig zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt. Ein Sieg zum Start wäre deshalb die passende Antwort.«
Gleichzeitig soll der vom neuen Kapitän geforderte Dreier aber auch ein Signal an die Konkurrenz sein. Denn der SCP trotzt dem Wett-Skandals und hält an seinen großen Plänen für 2005 fest: Aufstieg und Stadionneubau.
Doch der Weg dorthin ist lang. Noch ist nicht einmal der »Fall Waterink« aufgeklärt, der Verein reagierte deshalb noch kurzfristig auf dem Transfermarkt und verpflichtete einen erfahrenen Innenverteidiger: Miodrag Latinovic (34) vom Zweitligisten Eintracht Trier soll die Lücke schließen, die der Niederländer hinterlässt. Damit wollte Pavel Dotchev die Defensive verstärken, aber auch in der Offensive war der Trainer zum Handeln gezwungen. Denn ein Ende der langen Leidensgeschichte von Torjäger René Müller ist noch nicht in Sicht. Am 21. September (2:1-Sieg im DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg) stand der Ex-Erfurter zum letzten Mal auf dem Platz, Ende November unterzog sich der 30-Jährige einer Bandscheiben-OP und arbeitet seitdem fieberhaft an seinem Comeback. »René braucht Zeit, die bekommt er, aber auch wir mussten uns auch absichern«, schildert Dotchev das Dilemma. Die Wahl fiel auf Rodovan Vujanovic (22) von Austria Wien.
Die beiden Neuen müssen für die nötige Quantität und Qualität im Kader sorgen, der trotz aller Probleme neben dem Fußball das Ziel zweite Bundesliga nicht aus den Augen verlieren darf. Die Weichen wurden in der Hinrunde mit 40 Punkten in 20 Spielen gestellt, 16 Trainer der Nord-Staffel trauen dem SC Paderborn 07 auch den Sprung in die zweite Liga zu. Topfavorit ist der Traditionsklub und Tabellenführer Eintracht Braunschweig, gute Chancen auf einen der beiden Aufstiegsplätze haben auch der von der Insolvenz bedrohte KFC Uerdingen, Zweitliga-Absteiger VfB Lübeck und der VfL Osnabrück.
Für zusätzliche Unsicherheit in Liga drei sorgen im Zuge des Wett-Skandals Einsprüche gegen vier Spielwertungen aus der Hinrunde. Den Sportgerichtsverfahren kann der SC Paderborn 07 aber gelassen entgegen sehen. Der Klub ist davon nicht betroffen, kann, ganz im Gegenteil, eher profitieren. Denn zwei Mal drohen dem wohl schärfsten Rivalen VfL Osnabrück Punktverluste. Den VfL-Siegen in St. Pauli (3:2) und in Uerdingen (4:1) droht die Aberkennung, Spielwiederholungen gelten als wahrscheinlich.

Artikel vom 19.02.2005