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Jedi mit Familien-Anschluss
»Knights of the old Republic II« begeistert Rollenspieler und Star-Wars-Fans
Bei diesem Spiel darf man ins Schwärmen kommen: »Star Wars: Knights of the old Republic - The Sith Lords« - kurz Kotor II - setzt auf die Stärken des Vorgängers, der 2003 souverän den Titel »Spiel des Jahres« geholt hat, und baut diese aus. So warten auf abenteuerlustige Jedi mindestens 45 Stunden purer Spielspaß im Star-Wars-Universum, 4000 Jahre bevor Annakin Skywalker die Szene betritt.
Ein grausamer Bürgerkrieg hat den Jedi-Orden vernichtet, die vom Krieg gegen die Mandalorianer geschwächte Republik droht ohne den Orden zu zerfallen. Die bösen Sith breiten sich von Stern zu Stern aus und haben zu einer gnadenlosen Jagd auf den letzten Jedi geblasen. Und den verkörpert natürlich der Spieler. Nur knapp einem Hinterhalt entkommen, treibt der Held auf einem manövrierunfähigen Frachter in der Nähe des verwüsteten Planeten Peragus...
Nachdem der Spieler genretypisch einen Charakter generiert hat (Typ, Geschlecht, Aussehen, Eigenschaften wie Kraft, Intelligenz, Weisheit, mit Fähigkeiten und Machtkräften...) geht's ohne langes Handbuchstudium zur Sache. Die dichte, manchmal in fast philosophisch anmutenden Dialogen schön erzählte Geschichte, die immer wieder unerwartete Wendungen nimmt, ist erneut eine der großen Stärken des Action-Rollenspiels. Schon im ersten Teil konnte der Spieler in den Multiple-Choice-Dialogen den weiteren Verlauf der Handlung bis hin zu völlig unterschiedlichen Endsequenzen mitbestimmen. Jetzt geht es nicht nur darum, ob der Hauptcharakter sich der dunklen oder hellen Seite der Macht zuwendet, sondern das Schicksal der gesamten Gruppe steht auf dem Spiel. Und das zeigt sich auch im Äußeren der Mitglieder. Das Eigenleben der Teammitglieder - maximal zehn, von denen je zwei den Protagonisten bei seinen Quests begleiten können - ist so ausgeprägt, das dem Spieler jeder Einzelne schnell ans Herz wächst. Fast wie eine eigene Familie.
Auch neue Machtfähigkeiten und Waffen fehlen nicht, denen Entwickler Obsidian im Auftrag von Lucasarts neue Grafikeffekte spendiert hat. Ansonsten ist die genial einfache Bedienung geblieben, hinter der man nie das komplexe Regelwerk des Rollenspiels vermuten würde. Neue Eigenschaften sind harmonisch eingefügt worden und gehen leicht von der Hand. So kann man jetzt alle Figuren mit zwei Waffensets ausrüsten, zwischen denen man auf Knopfdruck wechselt.
Die Engine ist die gleiche wie bei Teil eins. Die vielen unterschiedlichen Landschaften auf mehreren Welten, Stationen und Raumschiffen sind schön gestaltet. Leider kann der Jedi immer noch nicht klettern oder springen (außer in den aufgewerteten Kampfanimationen), und alle Lokalitäten sind in begrenzte »Gänge« unterteilt.
Wie der erste Teil ist auch Kotor II komplett und in ausgezeichneter Qualität ins Deutsche übertragen worden. Insgesamt gibt es mehrere 100 000 Wörter zu hören und zu lesen - da muss manches Buch zurückstecken.
244 Rollen mussten von Effective Media besetzt werden. Die Sprecher passen gut zu den Figuren. Zu den bekanntesten Stimmen gehören die deutschen Stimmen von Brad Pitt, Snoop Dogg und Liv Tyler.
Kotor II ist ein erstklassiges Spiel und - trotz der Rechtschreibfehler und einiger kapitaler Bugs - für Rollenspiel- wie Star-Wars-Fans ein Muss. Thomas Lunk

Artikel vom 26.02.2005