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»Dittsche« sagt die Wahrheit

16 neue Folgen der Kult-Serie mit Olli Dittrich im WDR

Von Kerstin Heyde
WDR, Sonntag, 22.30 Uhr: Er schlurft im Bademantel herum, trinkt Bier aus der Flasche und erklärt sich die Welt, wie sie ihm gefällt: »Dittsche« alias Olli Dittrich steht wieder 16-Mal in seinem Lieblingsimbiss.
Mann mit »kruden« Geschichten: Olli Dittrich.Foto: WDR

Für alle, die »Dittsche« noch nicht kennen: Im Mittelpunkt steht ein arbeitsloser Hamburger, der auf seine ganz eigene, meist skurrile Art die aktuellen Themen der Woche reflektiert. Dazu taucht er regelmäßig in Jogginghose, Badelatschen und gestreiftem Bademantel in der Imbissbude bei Ingo (Jon Flemming Olsen) auf, um leere gegen volle Bierflaschen zu tauschen. Während er mindestens ein Pils gleich vor Ort leert, entspinnt sich ein improvisiertes Stammtisch-Gespräch zwischen ihm und dem Wirt. Immer mit dabei ist auch »Schildkröte« (Franz »Mr. Piggi« Jarnach), ein dicker Mann in Krokoleder-Imitat-Jacke, der mit dem Rücken zum Geschehen sitzt und schweigt.
Innerhalb eines einzigen Jahres erreichte das Format bereits Kultstatus, und Olli Dittrich wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis 2004 ausgezeichnet. Den Erfolg seiner Figur erklärt sich der Hauptdarsteller so: »Sie hat etwas Komisches, zugleich aber sehr Tragisches. Dittsche ist ein klassischer Verlierer, aber nicht unbedingt dumm - ein Typ Mensch, wie er auch im wahren Leben vorkommt«, meint Dittrich. »Dittsche kann für das, was er sagt, nicht in die Verantwortung genommen werden. Diese Freiheit erlaubt mir, ihn Dinge sagen zu lassen, die viele Leute nur denken.«
»Dittsches« Entstehung ist so unkonventionell wie seine Hauptfigur: Alle Folgen werden live aus einer Hamburger Imbissbude gesendet - ohne Drehbuch und mit Kameraeinstellungen nach dem Zufallsprinzip. Seine Mitstreiter, Jon Flemming Olsen und Franz Jarnach, beides Freunde des Protagonisten und keine ausgebildeten Schauspieler, gehen völlig unvorbereitet in die Sendung. »Es ist meine Aufgabe, das Spiel zu führen und eine gewisse Vorbereitung zu haben«, sagt Olli Dittrich.
Bis »Dittsche« ins Fernsehen kam, mussten allerdings 14 Jahre vergehen. 1990 entstand er als Bühnenfigur, die über den Imbiss als ihr imaginäres Zuhause erzählte. »Ich habe im Laufe der Zeit immer mehr Figuren erfunden, um meine kruden Geschichten an Personen festzumachen«, erinnert sich Dittrich. »Schildkröte und Ingo waren in diesen Geschichten von Anfang an dabei, und für mich war klar, dass es nur einen Ingo geben kann: meinen alten Musiker-Kumpel Jon Flemming Olsen. Er hat ein Talent dafür, den richtigen Ton zu treffen«, lobt Olli. »Seinen Mut, mit einem professionellen Gegenspieler vor der Kamera zu arbeiten, finde ich grandios.«

Artikel vom 19.02.2005