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Zweitliga-Spiel neu angesetzt

Sportgericht annulliert Ahlen-Sieg - Schiedsrichter Dominik Marks gesperrt

Berlin (dpa). Erstmals in der Geschichte des deutschen Fußballs muss ein Spiel wegen krimineller Machenschaften wiederholt werden.

Im Zuge des Wett- und Betrugsskandals ordnete das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gestern die Neuansetzung der von Schiedsrichter Robert Hoyzer für 30000 Euro verschobenen Zweitliga-Partie zwischen LR Ahlen und dem SV Wacker Burghausen (1:0) an und schaffte damit einen Präzedenzfall.
Außerdem wurde mit Dominik Marks ein zweiter Schiedsrichter gesperrt. Dem 24 Jahre alten Berliner wird zur Last gelegt, »mit Kunden von Wettbüros Verabredungen zur Manipulation von Spielen der 2. Bundesliga und der Regionalliga getroffen zu haben«, namentlich die Begegnungen Karlsruher SC gegen Duisburg am 3. Dezember 2004 und Hertha BSC Amateure gegen Arminia Bielefeld (2:1) am 11. August 2004. Außerdem soll Marks am 14. Januar zusammen mit Hoyzer versucht haben, den Bundesliga-Schiedsrichter Torsten Koop für die Manipulation von Spielen zu gewinnen.
Damit sorgte das Sportgericht für klare Verhältnisse. »Es ist bewiesen, dass vor dem Spiel eine Manipulationsabrede stattgefunden hat und dass auf das Spiel gesetzt worden ist«, begründete der Vorsitzende, Rainer Koch, das Urteil. Zudem wies Koch darauf hin, dass man in den noch ausstehenden Fällen - dem DFB liegen weitere zwölf Einsprüche vor - eine Linie beibehalten müsse.
Ausschlaggebend war das Geständnis Hoyzers, der mit einem höchst umstrittenen Handelfmeter sowie einer daraus resultierenden Gelb-Roten Karten Ahlen den Sieg beschert hatte. Der in Untersuchungshaft sitzende Ex-Referee hatte sowohl vor der Staatsanwaltschaft in Berlin als auch bei einer Vernehmung durch das Sportgericht die Manipulation der Partie zugegeben: »Hätte ich mich nicht durch meinen wirtschaftlichen Vorteil beeinflussen lassen, hätte ich nicht Elfmeter gepfiffen.« Aktuell hat der DFB für die Staatsanwaltschaft Berlin eine Liste mit allen 63 Spielen seit dem 1. Januar 2003 erstellt, an denen Hoyzer beteiligt war.
Inzwischen geraten immer mehr Personen und Spiele in Verdacht. So soll die Staatsanwaltschaft Hoyzers Vater Peter vernommen haben, der einst als Mannschaftsleiter beim FC Sachsen Leipzig tätig war. Mit der Partie Hansa Rostock gegen Middlesbrough vom 31. Juli des vergangenen Jahres (3:1) soll Robert Hoyzer auch ein Freundschaftsspiel manipuliert haben. Zudem brachte der ehemalige BVB-Trainer Horst Köppel, die von Hoyzer geleitete Regionalliga-Partie zwischen Paderborn und den Dortmunder Amateuren am 1. März 2003 (5:0) in Verbindung mit einem möglichen Betrug.
Zudem hat der DFB seinen Mitarbeiter Stefan Trautmann vom Dienst freigestellt und ihn als Schiedsrichter vorerst aus dem Verkehr gezogen. Grund für die Entscheidung von DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und DFB-Chefjustiziar Götz Eilers ist, dass Trautmann die Vorwürfe wegen einer Internet-Versteigerung von Sportartikeln, die er im Rahmen einer administrativen Tätigkeit erhalten hatte, nicht habe entkräften können. Dies teilte der DFB in einer Presseerklärung mit.

Artikel vom 16.02.2005