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Brückenbauer in der ehemaligen DDR

Paul Oestreicher kämpfte für Menschenrechte

Das Foto, darauf weist dieser Leser hin, zeigt den anglikanischen Theologen Paul Oestreicher, nicht Dean James Diamant.
Das Foto über dem Artikel »Dresden setzt Zeichen« soll - der Unterschrift zufolge - Dean James Diamant von der Nagelkreuzgemeinschaft der USA zeigen, mit dem Nagelkreuz an der Halskette. Er ist's aber nicht.
Bei dem Abgebildeten handelt es sich um den anglikanischen Theologen Paul Oestreicher, Canon an der Kathedrale von Coventry und langjähriger Leiter des dortigen internationalen Versöhnungs-Zentrums, also zur britischen Nagelkreuzgemeinschaft gehörend.
Oestreicher, Jahrgang 1931, wurde in Meiningen/Thüringen geboren, als Sohn eines jüdischen Arztes, dem im Dritten Reich die Ausübung der Praxis verboten wurde. 1939 floh die Familie nach Neuseeland. Der Sohn Paul studierte zuerst Politikwissenschaft, von 1955 an Theologie in Bonn. 1960 wurde er zum Pfarrer der anglikanischen Kirche ordiniert. Neben seinem Pfarrdienst in London betätigte er sich in der Friedensbewegung (war unter anderem Leiter der britischen Sektion von amnesty international und Unterhändler in Sachen Menschenrechte). Insbesondere betätigte er sich als Brückenbauer in der ehemaligen DDR, wobei ihm seine perfekte Beherrschung der deutschen Sprache nützlich war.
Bis zum so genannten Prager Frühling (1968) dachte er noch, der Sozialismus sei reformierbar. 1988 konnte er zum Beispiel Bärbel Bohley unter anderem aus der Stasi-Haft »loseisen« und nach England holen.
1977 hatte er sich auch um die Beendigung des Hungerstreiks unter deutschen Terroristen bemüht. 1999 fand man ihn auf dem Balkan unter den sich zerfleischenden Gruppen. 1997 wurde er pensioniert und engagierte sich seither für den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche. Seine Autobiographie trägt den Titel »Aufs Kreuz gelegt«.
ALFRED PETERS33659 Bielefeld

Artikel vom 03.03.2005