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Rettungsaktion für den
kleinen Lokschuppen

Olaf Teuberts Team macht den Oldtimer wieder flott

Von Michael Diekmann und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Über die verschneiten Gleise weht ein eisiger Wind. Der kleine Holzofen vermag die Luft in dem altem Lokschuppen nur wenig zu erwärmen, an dem gerade der ICE vorbeirauscht. Olaf Teubert bereitet die Innenwände des Bahnklassikers für den künftigen Anstrich vor. Im Mai wird der alte Einständer wieder als Lokomotivgarage gebraucht.

Neben dem imposanten Ringlokschuppen, in dem heute rockige Rhythmen angeschlagen werden, und neben der mächtigen Drehscheibe, an der Olaf Teubert und sein kleines Team mit Hochdruck arbeiten, hatte der kleine Schuppen neben den Hauptgleisen ein Schattendasein geführt. Einst war er Werkstatt für die Instandsetzung der Personenzugwagen, erzählt der pensionierte Lokführer, der zwar in Dresden geboren wurde, aber wie kein anderer in seiner zweiten Heimatstadt für die Pflege historischer Bahnanlagen Bielefeld eintritt. Bis in die Achtziger Jahre wartete die Bahn ihre E-Loks in dem roten Ziegelbau, später wurden die Versorgungsleitungen bis auf Strom gekappt und das Gebäude verfiel.
In Edi Holdag, Andreas Luley und Malermeister Gerhard Stengel fand Teubert, der bereits die Seidensticker-Lok 01 wieder unter Dampf brachte, Gleichgesinnte im Bemühen, den Schuppen in Bahnbesitz zu restaurieren. Teubert, der als Lokführer selbst viele historische Dampffahrten auf dem Steuerstand einer Lok anführt und organisiert: »Wenn wir künftig von Bielefeld aus touristisch starten wollen, brauchen wir den Schuppen.« Weil die Bahn als Eigentümer keinen Euro für das Projekt ausgeben kann, waren Teuberts Initiative und ein großer Kreis von Spendern gefragt. Teubert: »Es läuft sehr gut. Seit gestern reinigen wir die Innenwände für den neuen Anstrich.«
Teubert hat Unternehmen wie die Glashändler Wulfmeier, Seidensticker und Stückmann, Holzhändler Schroeder & Hoffert oder Obi und Hornbach und Schlüsseldienst Zobel dafür gewonnen, mit Sachspenden zu helfen: Die Verglasung der Industriefenster wurde ebenso angepackt wie man Material für das Holzdach des Schuppens und die Beleuchtung im Arbeitsgraben lieferte.
Unzählige Arbeitsstunden sind bislang in das Projekt geflossen; sie wurden bei eisigem Wind ohne Heizung abgeleistet, um das entscheidende Datum zu halten. Am 28. Mai kommt aus Oberhausen die alte Dampflok 41 mit Schwerölfeuerung, mit der Teubert oft Touristikfahrten unternimmt undTausende von Eisenbahnfreunden begeistert. Von Mai an hat Bielefeld wieder eine Dampflok, freut sich Teubert: »Wenn auch zunächst nur auf Zeit.« Am 4. Juni zieht das schwarze Ross den legendären Samba-Express mit Tanzwagen von Bielefeld aus nach Hamburg, am 12. Juni ist sie wichtiges rollendes Element bei der Wiedereröffnung des Haller Wilhelms zwischen Bielefeld und Osnabrück und am 2./3. Juli Hauptdarsteller beim 100. Geburtstag des Ringlokschuppens.
In Eisenbahnfans wie Konzertveranstalter Hans Strathmann, Dr. Dieter Brechmann und Petra Minz besitzt Teubert wichtige Verbündete. Die von der Bahn signalisierte Bereitschaft, sich vom Schuppen zu trennen, erzeugt indes nur bedingt Optimismus: Allein für die Trennung des Schuppens von der 15 000-Volt-Fahrleitung wären 35 000 Euro fällig.

Artikel vom 16.02.2005