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Zäpfchen und Essen verabreicht

Jobs der Professoren (12): Dr. Markus Sauer

Bielefeld (sas). Ursprünglich wollte Markus Sauer Medizin studieren. »Deshalb habe ich nach dem Abitur ein zweimonatiges Praktikum in einem Krankenhaus gemacht.« Vom Medizinstudium hat Sauer dann zwar Abstand genommen und sich der Physik zugewandt - seit Juni 2003 hat er an der Universität Bielefeld eine Professur für Experimentalphysik und angewandte Laserphysik -, dem Krankenhaus-Job, der zu seinem Lebensunterhalt beitrug, ist er aber treu geblieben.

»Von 1985 bis 1993 habe ich regelmäßig in der Reha-Klinik Karlsbad-Langensteinbach bei Karlsruhe gearbeitet«, erzählt er. Etwa acht Schichten absolvierte er dort pro Monat, arbeitete im Pflegedienst an Feiertagen, Wochenenden und als »Nachtschwester«. Dabei gehörte es zu seinen Aufgaben ebenso, Patienten mit der Bettpfanne zu versorgen, die Essenstabletts zu bringen oder Zäpfchen zu verabreichen. »Am Anfang hat man mit dem einen oder anderen vielleicht ein paar Probleme, aber dann wird vieles zur Routine«, schmunzelt er.
Um vielseitiger einsetzbar zu sein, belegte Markus Sauer auch Kurse, die das Krankenhaus bezahlte und erwarb sogar den Katheterschein. Damit konnte er dann sogar auf der Intensivstation aushelfen.
Die meisten Patienten, erinnert er sich, waren nett - »schließlich waren die ja auch von uns abhängig.« Aber natürlich gab es auch mal aufsässige oder ganz wehleidige, die für alles eine Hilfe riefen - ebenso wie das andere Extrem: Patienten, die sich schon alles zutrauten. Daneben hatte die Klinik - eine auf Wirbelsäulen-Erkrankungen spezialisierte renommierte Reha-Klinik - durchaus prominente Patienten: wie Wolfgang Schäuble oder eine Reihe von Scheichs. »Viele von ihnen konnten weder Deutsch noch Englisch, mit ihnen verständigte man sich dann mit vorgefertigen Schildern, die sie zeigen konnten.« Einige dieser Scheichs reisten auch in Begleitung an: »Je nachdem, wie bekannt oder reich der Scheich war, hatte er zumindest einen Leibwächter dabei.«
Insgesamt fand Sauer die Arbeit gut. Zumal er im Nachtdienst, wenn es in den frühen Morgenstunden ruhig wurde, lesen und für sein Studium arbeiten konnte. Seinen Verdienst nutzte er für den Lebensunterhalt. »Ich bekam einen Grundstock von meinen Eltern. Aber für mein Auto musste ich schon selbst aufkommen.« Und ein Auto, gesteht er, sei ihm wichtig gewesen. Auf einen VW Käfer folgte damals ein Ford Escort und danach ein Fiesta in rot. »Wirklich auffällig war der Escort: Er war orange mit schwarzer Motorhaube.« Zur Zeit der Mantas, lacht Sauer, sollte zumindest die Lackierung sportlich sein. . .

Artikel vom 18.02.2005