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Christoph Grohmann und Klaus-Joachim Dudler präsentierten in St. Bartholomäus ihr großes musikalisches Können.Foto: Gustav-Adolf Lent

Wahre Meister
ihrer Instrumente

»Wettstreit« in St. Bartholomäus

Von Gustav-Adolf Lent
Senne (WB). Zum Beginn der Fastenzeit trafen sich in der St. Bartholomäuskirche zwei Meister ihrer Instrumente zu einem musikalischen Wettstreit: Klaus-Joachim Dudler, allseits geschätzter Oboist der Bielefelder Philharmoniker und Initiator des Philharmonischen Collegiums, und der auch international bekannte Orgeldozent und Konzertorganist Christoph Grohmann, dessen überragendes Können in vielen Konzerten besonders auch in unserer Region geschätzt wird.

. Leider hatte das missliche Wetter nur eine kleine Schar von Zuhörern in dieses außergewöhnliche Konzert gelockt, diesen wurde aber nach anfänglichem witterungsbedingten Klappendefekt ein opulentes Klangerlebnis präsentiert, in dem Spielfreude und Registrierkunst dominierten. In der Sonate C-Dur für Oboe und Orgel von A.Besozzi, der als Oboist in der Turiner Hofkapelle viel für die Verbreitung der Bläsermusik getan hatte, wurde in virtuoser Manier ein Hauch von Frühling verbreitet, von der Orgel duftig registriert und galant kommentiert.
In der (irrtümlich so genannten) »Dorischen Toccata in d« von Johann S. Bach entstand, unterstützt durch mächtige, von Albert Schweitzer so geliebte Zungenpedalregister, ein Bild monumentaler Größe, dargebracht von einem Meister dieses Instruments, für den es keine technischen und interpretatorische Probleme zu geben scheint. Dies bestätigte sich auch in zwei Choralvorspielen seines künstlerischen Lehrmeisters Flor Peters und besonders in der großangelegten Fantasie in A-Dur von Cesar Franck.
Dieses im Impressionismus beheimatete, sinfonische Orgelwerk, das sich auf einem ostinaten Grundthythmus zu einem wahren Klanggebirge auftürmt, erfordert einem Organisten alles an Registrierkunst ab, was diese drittgrößte Orgel Bielefelds mit ihren 45 Registern zu bieten hat. Grohmann bewies hier eindeutig seine große Meisterschaft, abgesehen von seinem pianistischen Können, den Klangreichtum und die Vielfalt einer Orgel dem staunenden Hörer zu präsentieren, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.
Das gleiche gilt auch für den anderen Meister an der Oboe, Klaus- Joachim Dudler, der in zwei Fantasien von Johann L. Krebs, dem Meisterschüler Bachs, der einem Organisten durch triomässiges Spiel alles an Können abverlangt, sein traumhaftes Legatospiel präsentierte. Das war auch im »Arioso« von Fl.Peeters angesagt. Zum Schluss lieferten sich beide Künstler im »Contertino pastoral« für Oboe und Orgel aus dem Jahre 1958 einen rasanten Wettstreit spielfreudiger und gewitzter musikalischer Einfälle, wobei ländliche Idylle mit Kuckucksruf und elegische Klänge neben virtuosen Passagen standen.
Das hochgestimmte Publikum dankte mit starkem Applaus für eine außergewöhnliche Begegnung, die für eine Wiederholung mit hoffentlich mehr Besuchern spricht.

Artikel vom 16.02.2005