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Praxisgebühr

Frechheit darf nicht siegen


Die bei ihrer Einführung noch heftig kritisierte Praxisgebühr von zehn Euro pro Quartal zahlt fast jeder gesetzlich Versicherte. Auch in den Arztpraxen ist es nicht zu dem anfangs befürchteten Hickhack ums Geld gekommen. Ein Erfolgsmodell?
Nicht wenn am Ende 99,7 Prozent Anständige die Dummen sind!
Sollten nämlich die derzeit 337 000 Verweigerer mit ihrer Dickfälligkeit durchkommen, droht das nur aufgeschobene, aber nicht aufgehobene Chaos. Dann werden nicht nur wenige Drückeberger die Schilda-hafte Regelung ausnutzen, dass es sich für die Kassenärzte nicht rechnet, zehn Euro vor Gericht mit 150 Euro Kosten einzutreiben. Wenn die Frechheit siegt, nimmt die Zahlungsmoral schweren Schaden. Jeder wird sich fragen: Warum zahle ich immer noch kreuzbrav, während mir andere eine Nase zeigen?
Nicht einmal die Beteiligten verstehen übrigens, warum die Kassenärztlichen Vereinigungen Gelder eintreiben, die den Kassen zustehen.
Und: Noch kann sich Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) klammheimlich freuen, dass diesmal zwei andere streiten. Über kurz oder lang wird sie der Zwist aber einholen. Sie wird den Knoten durchschlagen müssen - vermutlich nicht auf Kosten der Ärzte, sondern der Versicherten. Es wäre nicht das erste Mal.Reinhard Brockmann

Artikel vom 16.02.2005