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Harald Pilzer möchte Kinder mit dem Bibliotheksangebot direkter für das Lesen gewinnen.

Neue Umgebung für die Leselust

Sparkassen-Stiftung hilft Förderverein der Bibliothek mit 30 000 Euro


Bielefeld (bp). Zum Auftakt des Jubiläumsjahres - am 1. Dezember 2005 wird die Stadtbibliothek 100 Jahre alt - unterstützt die Sparkassenstiftung den Förderkreis Stadtbibliothek Bielefeld e.V. mit 30 000 Euro. Der Verein der Freunde und Förderer will das Geld dazu verwenden, die bisherige Jugend- und Kinderbibliothek in eine Bücherei umzuwandeln, deren Angebot sich ausschließlich an Jungen und Mädchen unter 14 Jahren orientiert.
Das Konzept einer gemeinsamen Bibliothek für Kinder und Jugendliche - 1978 in der Zentrale am Jahnplatz umgesetzt - sei inzwischen veraltet. Bibliotheksleiter Harald Pilzer: »Kinder und Jugendliche wollen klar als jeweils eigene Zielgruppe angesprochen werden. Jugendliche wollen als junge Erwachsene behandelt werden und leihen sich Bücher nicht da, wo auch Bände von ÝBullerbüÜ oder den ÝWilden KerlenÜ stehen.« Eine spezielle Jugendbibliothek »Freestyle« wurde Ende 2004 in der Filiale in Schildesche eröffnet.
Die Hauptnutzer des Medienangebotes der Stadtbibliothek, etwa die Hälfte, sind Kinder und Jugendliche.
Manfred Brinkmann betonte für die Stiftung der Sparkasse, die 30 000 Euro stünden zweckgebunden »für Maßnahmen zur Verbesserung des Leseverhaltens bei Kindern und Jugendlichen zur Verfügung«. Genau das ist im Sinne von Prof. Helmut Steiner, dem Vorsitzenden des Fördervereins, und seiner Stellvertreterin Hiltrud Böcker-Lönnendoncker: »Angeboten werden soll ein Raum zum Lesen nicht zuletzt im wortwörtlichen Sinne.«
Steiner erinnerte daran, dass die Bielefelder Stadtbibliothek bei den kulturellen Einrichtungen der Stadt »oft an letzter Stelle rangiert«, obwohl ihr eigentlich Platz 1 gebühre: »Menschen, die kein Interesse am Lesen haben, interessieren sich auch nicht für Theater und Museen.«
Harald Pilzer weist darauf hin, dass rein statistisch nur jedes dritte Kind unter sechs Jahren in Deutschland ein Buch pro Jahr bekomme, dass in den letzten zehn Jahren das häusliche Vorlesen um die Hälfte zurückgegangen sei, dass Kinder (und Erwachsene) durchschnittlich täglich nur 30 Minuten lesen: »Das umfasst aber auch das Lesen des TV-Programms, das der Gebrauchsanweisung und des Videotextes oder von Reklamezetteln.«
Geplant sei eine »Leselandschaft«, in der Kinder »lesen, hören, sehen, lernen können«, sagt Pilzer. Start soll im März mit einem Workshop sein. Pilzer: »Wir wollen Ideen sammeln - auch von den Kindern selbst.« Die »Leselandschaft« soll im Herbst eingeweiht werden. Pilzer ist klar: »Teil davon ist eine intensive Betreuung der jungen Leser und jede Menge Veranstaltungsarbeit.«

Artikel vom 16.02.2005