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»Dritter Versuch
nur professionell«

Zweite Liga bleibt ein Telekom-Thema

Von Franz Braun
Bielefeld (WB). Volleyball auf Bundesliganiveau in Bielefeld - so richtig ist das irgendwie noch nicht angekommen. Bei den Fans schon, so zeigen es die Heimspiele in der Almhalle, doch sportlich ist es ein Grenzfall zwischen zweiter Liga und Regionalliga. Die Telekom Post SV Bielefeld lebte in den vergangenen vier Spielzeiten zwischen diesen Welten. Rauf in Liga zwei in 2002, runter ein Jahr später und 2004 als Regionalligameister wieder rein in Bundesliga zwei. 2005, so sieht es derzeit aus, scheint es wieder abwärts zu gehen.

Nur noch sieben Spiele, aber zehn Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Vier magere Pünktchen hat die Telekom auf ihrem Konto. 18 werden benötigt, wenn die Bielefelder in der zweithöchsten deutschen Staffel überleben wollen. Die Rechnung ist einfach, doch die Umsetzung käme einem Wunder gleich. Alle sieben Saisonspiele müssen gewonnen werden. Da gerät auch der stärkste Glaube an den Klassenerhalt ins Wanken, doch für den Telekom Vorsitzenden Wolfgang Stender, stirbt wie bei so vielen in aussichtsloser Lage befindlichen Probanden die Hoffnung zuletzt. »Erst wenn rechnerisch nichts mehr möglich ist, beschäftige ich mich mit dem Abstieg«, macht der Telekom-Chef deutlich.
Beim Teammanager Wolfgang Horstmann ist nach der 0:3-Heimniederlage gegen die Netzhoppers auch die Hoffnung gestorben. »Das war es wohl mit Liga zwei.« Eine andere Sicht der Dinge haben zwei Beteiligte, die sportlich noch enger involviert sind: Trainer Christian Bartling und Libero Arnim Nölke. Der Abstieg ist für beide kein Thema. Wir schauen nicht nach rechts oder links, sondern konzentrieren uns auf die sieben Partien«, meint Trainer Bartling, der deshalb nicht verstehen konnte, dass Teammanager Horstmann in den Medien seinen Rücktritt am Saisonende verkündete. Ähnlich sieht es Libero Nölke, der nicht von Spiel zu Spiel denkt, sondern sich von Match zu Match konzentriert. »Da sind mit manchen Klubs aus den Hinspielen noch einige Rechnungen offen. Was nach der Saison passiert interessiert mit derzeit nicht.«
Warum hat die Telekom jetzt erst zwei Siege verbucht, warum ist die Bilanz im zweiten Jahr noch schlechter als beim Debüt in der Bundesliga? Trainer Bartling und sein Libero Nölke scheinen zu wissen, wo der Schuh drückt. »Es fehlte uns ein zweiter Angreifer, der stabile Leistungen abliefert, die mit Ausnahme von Martin Wiebe bei allen anderen Akteuren zu schwankend war«, beantwortet Bartling diese Frage. In die gleiche Kerbe schlägt Arnim Nölke, der aus eigener Erfahrung berichten kann, dass es in Reihen der Konkurrenten immer einen Spieler gab, der den entscheidenden Unterschied zum Negativen für die Telekom ausgemacht hat. »Es waren meist immer Kleinigkeiten, die uns gefehlt haben. Wir sind nicht so unterlegen, wie es die Tabelle derzeit aussagt. Zudem hatten wir zum Saisonstart in den ersten sieben Partien sechs Gegner, die heute die Plätze eins bis sechs einnehmen. In diesen Spieler haben wir gut ausgesehen, doch leider war dies später gegen unsere unmittelbaren Konkurrenten nicht mehr der Fall«, so Nölke.
Natürlich hat sich auch Telekom-Chef Stender seine Gedanken gemacht, warum auch der zweite Anlauf Bundesligatauglichkeit zu beweisen, nicht gelang. »Wir haben zwei Jahre geübt und auch zwei Jahre gelernt. Mit Semiprofessionalität oder genauer gesagt mit Freizeitspielern kann die Liga zwei nicht gehalten werden. Ein dritter Versuch erfolgt nur, wenn wir professionell die Sache angehen können«, erklärt Stender. Mehr Professionalität bedeutet, mehr finanzielle Mittel, also mehr Sponsoren, um neben Eigengewächsen Spieler zu integrieren, die ein sportliches Überleben in Liga zwei garantieren. »Unter diesen Voraussetzungen werden wir einen dritten Versuch unternehmen. Gelingt es uns nicht, werden wir die Regionalliga festigen, doch unser Ziel bleibt die zweite Liga«, verdeutlicht Stender die Lust auf die Bundesliga. Er erklärt auch warum: »Auf die Regionalliga als sportliche Heimat können wir uns nicht festlegen, denn dies wäre der schleichende Tod.«
Ebenso sieht es auch Arnim Nölke, der darauf hofft oder besser gesagt dessen Ziel es ist, einmal die zweite Liga zu halten. »Es macht Spaß in der Klasse zu spielen, denn sie ist sehr attraktiv. Damit habe ich mir einen Traum erfüllt, doch ich möchte auch als Aktiver mithelfen, die Bundesliga zu halten«, so Nölke. Voraussetzung ist allerdings, dass die Telekom im nächsten Jahr in der Regionalliga eine Truppe stellt, die oben mitspielen kann. Wie allerdings der Kader in der Saison 2005/2006 aussehen wird, weiß auch Nölke nicht. Mit einigen neuen Gesichtern rechnet Teammanager Horstmann. Er glaubt, dass es nicht einfach werde, die Lücken entsprechend zu schließen. Ähnlich sieht es Libero Nölke, der von einer anspruchsvollen Aufgabe für die Verantwortlichen hinter den Kulissen spricht.
Die Lust auf die zweite Liga ist, abgesehen ob Abstieg oder Klassenerhalt, nach zwei mal Rauf und Runter ungebrochen. Die Verantwortlichen, insbesonders Wolfgang Stender, sind bemüht, die »Randsportart« Volleyball in Bielefeld in Liga zwei zu etablieren. Das ist auch gut so, denn die Plattform ist, wie die vollen Ränge in der Almhalle zeigen, auch durchaus vorhanden. Was leider fehlt ist die Unterstützung zahlreicher Sponsoren. Die ist noch nicht Zweitligatauglich! Und ohne sie, wird die Telekom auch sportlich dieses Ziel nicht erreichen.

Artikel vom 16.02.2005