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Schule für Hochbegabte gibt auf

73 Schüler besuchen Schloss Eringerfeld - Landeszuschuss reicht nicht

Von Hubertus Hartmann
und Heinz-Peter Manuel
Eringerfeld (WB). Während Politiker und Pädagogen nach dem »PISA«-Schock über neue Konzepte und eine bessere Eliteförderung debattieren, steht ein vermeintliches Modellprojekt namens »Talenta« schon wieder vor dem Aus.

»Deutschlands erste und derzeit einzige staatlich anerkannte private Schule für Hochbegabte«, wie sie sich selbst nennt, in Schloß Eringerfeld bei Geseke (Kreis Soest) hat das Klassenziel nicht erreicht. Nach nur fünf Jahren wird die Kaderschmiede für junge Genies zum 31. Juli geschlossen. Die zur Dr. Kirchner-Unternehmensgruppe gehörende Talenta GmbH & Co. KG ist zu tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Förderung durch das Land decke weniger als die Hälfte der Schulbetriebskosten, heißt es von Seiten des Schulträgers. Unternehmerin Dr. Barbara Kirchner könne das sehr personalintensive Projekt nicht länger subentionieren.
In dem noblen Schloß Eringerfeld mit eigenem großen Sportpark und Freizeiteinrichtungen besuchen zurzeit 73 Jungen und Mädchen das Gymnasium, 13 die Grundschule - alle mit einem Intelligenzquotienten von 125 und darüber ausgestattet. Die Wenigsten sind allerdings »Wunderkinder« oder Überflieger, sondern viel häufiger verhaltensauffällige Kinder, die im normalen Schulbetrieb unterfordert waren. Sie werden ganztägig in Kleingruppen von maximal 15 Schülerinnen und Schülern unterrichtet.
Auf dem Stundenplan stehen neben den Grundlagenfächern die Arbeit mit Neuen Medien, Kunst, Musik und viel Sport. 55 Jugendliche aus ganz Deutschland leben im hauseigenen Internat. Die monatlichen Kosten dafür belaufen sich auf 2800 Euro.
Das anspruchsvolle pädagogische Konzept hat das Ziel, »Hochbegabte ganzheitlich zu bilden und zu weltoffenen, für die Aufgaben unserer Zeit aufgeschlossenen jungen Menschen zu erziehen«, wie es auf der Homepage formuliert ist.
Die Umsetzung ist an den Kosten gescheitert. Das Land sei nicht bereit, seinen Zuschuss zu erhöhen, erklärte Norbert Vogt als Vertreter des Schulträgers.
Etwa 50 Talenta-Mitarbeiter - lehrer, Pädagogen, Verwaltungs- und Küchenkräfte - bekommen in Kürze ihre Kündigung.

Artikel vom 16.02.2005