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Sorge um »Ben Wisch«

Wischnewski in der Kölner Uni-Klinik im künstlichen Koma

Hans-Jürgen Wischnewski musste von den Ärzten wiederbelebt werden.

Köln (dpa/ddp). Der SPD-Politiker Hans-Jürgen Wischnewski ringt mit dem Tod. Nach schwerer Erkrankung und Atemnot lag der 82-Jährige nach Angaben aus seiner Familie gestern in der Kölner Uni-Klinik im künstlichen Koma. Sein Zustand habe sich etwas stabilisiert, sei aber »unverändert sehr kritisch«. Wischnewski musste nach einem Zusammenbruch infolge eines Infekts am Wochenende in der Klinik wiederbelebt werden, wie sein Sprecher Arnold Joosten berichtete. »Aus medizinischer Sicht ist es schwierig, noch etwas zu tun Er kämpft um sein Leben. Er ist ein sehr zäher Mensch.«
Der Zusammenbruch Wischnewskis kam für seine Familie überraschend. Noch in der vergangenen Woche war er vital zum politischen Aschermittwoch seiner Partei mit Bundeskanzler Gerhard Schröder in Köln erschienen. »Ben Wisch« wurde dort von den Genossen minutenlang gefeiert.
Seit 1946 ist Hans-Jürgen Wischnewski SPD-Mitglied. Er war Bundesgeschäftsführer, stellvertretender Parteivorsitzender und Schatzmeister. Im Bundestag saß Wischnewski von 1957 bis 1990.
Nach der Bildung der Großen Koalition wurde der SPD-Politiker 1966 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Wischnewski bekleidete in den 70er und Anfang der 80er Jahre das Amt des Staatsminister bei Kanzler Helmut Schmidt (SPD) im Bundeskanzleramt. Er wurde für seine Vermittlungen in heiklen Missionen bekannt.
Als Krisenmanager hatte er im Oktober 1977 bei der spektakulären Befreiung von Geiseln aus der entführten Lufthansa-Maschine »Landshut« in Mogadischu durch die Anti-Terror-Gruppe GSG 9 eine Schlüsselrolle gespielt und wurde als »Held von Mogadischu« gefeiert. Durch seine besondere Kenntnis der afrikanischen und der arabischen Verhältnisse erlangte er große Anerkennung. Dies spiegelt sich auch in seinem Spitznamen »Ben Wisch« wieder.
In den 80er Jahren engagierte sich Wischnewski insbesondere als Friedensvermittler in Mittelamerika. Ebenso bemühte er sich, zwischen Israelis und Palästinensern zu vermitteln.

Artikel vom 16.02.2005