16.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Tische und Stühle flogen herum

Kreuzfahrer »Grand Voyager« lief mit eigener Kraft Sardinien an


Cagliari (dpa). Glimpfliches Ende einer Unglücks-Kreuzfahrt: Nach einem Sturm mit mächtigen Wellen ist die in Deutschland gebaute »Grand Voyager« mit mehr als 700 Menschen in Cagliari auf Sardinien eingetroffen. Wie die italienischen Behörden gestern mitteilten, wurden Teile des Schiffsinneren völlig verwüstet. Ärzte hätten fünf Leichtverletzte versorgt, etwa 20 Menschen hätten bei dem schweren Unwetter am Tag zuvor Prellungen erlitten.
»Der Seegang war furchtbar. An Bord flogen alle möglichen Dinge umher: Tische, Stühle und Liegen. Viele Passagiere holten sich blaue Flecken«, erzählte ein Passagier. »Der Sturm war so stark, dass er sogar Scheiben eindrückte. Als die Motoren ausfielen, bekam das Schiff Schlagseite«, berichtete er weiter.
Andere Reisende erzählten, das Schiff sei mit solcher Wucht auf die Wellen geprallt, dass zahlreiche Gegenstände aus ihren Verankerungen gerissen wurden. »In meiner Kabine flog der Fernseher durch die Luft und zerschellte in 1000 Stücke«, sagte ein älterer Spanier. »Ich spürte einen schweren Schlag, und das Schiff spielte verrückt, als wäre es von einer Ohrfeige Neptuns getroffen.« Die meisten der Passagiere waren Spanier und sollten noch gestern mit Charterflugzeugen in ihre Heimat zurückkehren.
Das in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff war am Montag auf dem Weg von Tunis nach Barcelona von einer riesigen Welle getroffen worden und erlitt Maschinenschaden. Der Brecher zerstörte auf der Brücke Glasscheiben, das Stromnetz wurde beschädigt. Französische und spanische Hilfskräfte eilten dem unter der Flagge der Bahamas fahrenden Schiff zu Hilfe. Nachdem es der Mannschaft später gelang, zwei der vier Maschinen wieder in Gang zu setzen, konnte das Schiff aus eigener Kraft Kurs auf Cagliari nehmen. Bei Windstärke 11 hatten sich Wellen bis zu 14 Meter hoch aufgetürmt.

Artikel vom 16.02.2005