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Die Heimat des Keilers
Stammhaus des Novalis ist heute ein touristisches Vorzeigeprojekt
Seit Jahrhunderten haben die Grafen von Hardenberg von der Landwirtschaft gelebt. Friedrich von Hardenberg, der als Poet unter dem Pseudonym »Novalis« Ruhm und Ehre erdichtete, war zu Lebzeiten wenig anerkannt.
Die Geschichte der Familie Hardenberg und ihres posthum so berühmt gewordenen Sohnes wirft am Beispiel des Landadels ein grelles Licht auf die kursächsischen Lebensbedingungen am Übergang des 18. zum 19. Jahrhundert. Die Ursprünge der vom Erzbischof von Mainz erbauten Burg Hardenberg reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Die Familienoberhäupter waren ursprünglich als Burgmänner eingesetzt, um den Besitz der Geistlichkeit und die Bevölkerung zu verteidigen. Als um 1400 dem Bistum das Geld ausging, erhielten die Grafen von Hardenberg Burg und Ländereien übereignet.
Bis zum heutigen Tage ist Weizen das Hauptanbauprodukt auf den Feldern rund um den niedersächsischen Flecken Nörten-Hardenberg bei Göttingen. Man schrieb das Jahr 1700, als dort eine richtungweisende Entscheidung gefällt wurde: Fritz Dietrich von Hardenberg gründete eine Kornbrennerei. Es muss zu dieser Zeit gewesen sein, dass die Hardenbergs in einer Fehde mit den benachbarten Plesserittern lagen. Der Sage nach schreckten eines Nachts laut grunzende Wildschweine die Familie aus dem Schlaf und warnten sie vor dem heimlich herbei schleichenden Feind. Seit jener Zeit führen die Hardenbergs einen Keilerkopf im Wappen, der bis heute signifikantes Markenzeichen des zum zweitgrößten deutschen Hersteller von Spirituosen aufgerückten Unternehmens ist.
Das eigentlich nicht sonderlich sehenswerte Nörten-Hardenberg wäre für den Fremdenverkehr uninteressant, gäbe es nicht seit vielen Jahren die Möglichkeit, die Brennerei zu besichtigen. Und daraus hat sich ein touristisches Vorzeigeprojekt entwickelt, welches seinesgleichen sucht. »Geschichte trifft Genuss« heißt heute das Unternehmensmotto.
Das integrierte Konzept des Grafen Carl Albrecht Jost von Hardenberg fußt auf den fünf Säulen Brennerei, Hotellerie, Gastronomie, Reitsport und Golf - und die Vernetzung erfolgte so geschickt, dass jeder Geschäftszweig den jeweils anderen Impulse verleiht. Gab es bereits Ende des 18. Jahrhunderts eine Burgschänke, so entstanden 1954 die ersten zehn Quartiere aus der Not, Gäste des Burgturniers standesgemäß unterzubringen. In den 60er Jahren wurde das Hotel in den ehemaligen Arbeiterwohnungen des gräflichen Gutes ausgebaut. Zwei Restaurants laden Gourmets ebenso ein wie den Liebhaber rustikaler Regionalküche.
Zum Turnier der Springreiter kam als Ergänzung die »Hardenberg Klassika« hinzu, ein Festival für Reiten, Gartenkunst und Lebensstil. Und seit 1971 wird auf dem Hardenberg auch Golf gespielt. Der damals eingeweihte »Göttingen Course« wurde 1987 um neun Loch erweitert. 2003 kam der »Niedersachsen Course« dazu, der 2004 auf 18 Loch erweitert wurde - und seit März jenes Jahres führt Stefan Quirmbach, Vorsitzender des Verbandes der deutschen Golfprofis, die Golfschule, zu der auch ein Sechs-Loch-Übungsplatz gehört. (ta)

Artikel vom 19.02.2005