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Ein Leben ohne
fremde Hilfe

Projekt »Wohn-Ess-Idee« gestartet

Gadderbaum (jr). Trainieren für ein selbstständiges Wohnen. Dieses Projekt ist jetzt unter Federführung des Vereins »Gemeinsam Wohnen in Bielefeld« an den Start gegangen und soll junge Erwachsene ansprechen, die lern- oder geistig behindert sind.

Der Clou an dem neuen Angebot: Junge Menschen haben die Möglichkeit, innerhalb von vier Wochen in einer vom Verein angemieteten 52 Quadratmeter großen Wohnung festzustellen, ob ein selbstständiges Wohnen wirklich ihr Ding ist. »Wohn-Ess-Idee - Trainingswohnen für junge Erwachsene mit geistiger Behinderung«, so hat der in Gadderbaum ansässige Verein sein neues, auf drei Jahre ausgerichtetes Projekt überschrieben.
Die jungen Leute leben in der Regel bislang in ihren Familien. Ihr Wunsch, von daheim auszuziehen, besteht. Aber, bitteschön, nicht unbedingt in ein Heim. Die ersten Projektteilnehmer versicherten gestern, sie seien überzeugt, die Trainingsphase erfolgreich über die Bühne zu bringen. Bewohnen können die jungen Leute ihre neue, 52 Quadratmeter große Wohnung entweder allein oder zu zweit. Ob Waschen, Bügeln, Einkaufen oder Essen kochen - in all diesen Dingen müssen die jungen Neubewohner Farbe bekennen.
Allerdings, schränken Vereinsgeschäftsführerin Regine Katterle und Projektleiterin Kathrin Bücker gleich ein, sei pädagogische Anleitung gegeben, und auch die Eltern würden mit in das Projekt einbezogen.
Wie Regine Katterle und Kathrin Bücker weiter unisono erklären, seien sie sehr froh, dass in Zeiten einschneidender finanzieller Kürzungen im sozialen Bereich der Startschuss für dieses zukunftsweisende Projekt nun doch möglich ist. Sowohl die Stadt Bielefeld als auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe begrüßen das Projekt. Aber erst die maßgebliche finanzielle Unterstützung der Stiftung Wohlfahrtspflege habe zur Realisierung geführt.
Der Verein »Gemeinsam Wohnen in Bielefeld« bietet seit zwölf Jahren ambulante Betreuung für Menschen mit geistiger Behinderung, die in ihrer eigenen Wohnung leben. Regine Katterle: »Da lag es nahe, sich auch jungen Erwachsenen zuzuwenden, die noch zu Hause wohnen, aber gerne ausziehen möchten und für ein eigenständiges Leben Unterstützung brauchen.« Hieraus sei dann das Projekt Wohn-Ess-Idee entstanden.
Die ersten Projektteilnehmer sind Auszubildende beziehungsweise Schüler: Stefan Fleitmann (21), Bastian Oesker (20), Leonie Opitz (23), Andreas Tzschichholtz (19) und Florian Roeder (22). Wie Regine Katterle und Kathrin Bücker in diesem Zusammenhang betonen, ermöglicht das Projekt »Wohn-Ess-Idee« den Familien und Teilnehmern ohne große finanzielle Belastungen und ohne Offenlegung ihrer Einkommens- und Vermögensverhältnisse zu prüfen, ob ein selbstständiges Wohnen und Leben mit ambulanter Unterstützung für sie der richtige Weg ist.

Artikel vom 18.02.2005