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Ehemann prügelt 400 Mal auf seine Frau ein

Opfer traut sich nicht zur Polizei - Tatverdächtiger soll in Klinik eingewiesen werden


Herford (WB/ca). Wegen 400-facher Körperverletzung hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld einen 31 Jahre alten Mann aus Herford angeklagt. Der Deutsche türkischer Herkunft soll seine Ehefrau (22) in der Wohnung nahezu täglich brutal misshandelt haben.
Der Mann war im Sommer 2002 von Herford aus in seine türkische Heimat gereist und hatte dort eine Frau geheiratet, die er noch nie zuvor gesehen hatte. »Am 15. Oktober 2002 kamen die beiden in Deutschland an, am Tag darauf begann das Martyrium der Frau«, berichtete gestern Oberstaatsanwalt Harald Krahmüller. Die Anklage seiner Behörde listet 400 Übergriffe des Ehemannes auf, dem die kleinsten Anlässe reichten, um seine Frau aufs Schwerste zu misshandeln. »Selbst auf die Schwangerschaft der Frau nahm er keine Rücksicht«, erklärte der Oberstaatsanwalt.
Der Ehemann habe seine Frau getreten, verprügelt, ihren Kopf an den Haaren gegen die Wand der ehelichen Wohnung geschlagen und die Frau mehrfach bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Trotz der Verletzungen wagte es das Opfer nicht, zur Polizei zu gehen. Erst als dem Bruder der Frau deren Blutergüsse auffielen und er Anzeige erstattete, wurden die Misshandlungen der Polizei bekannt.
Krahmüller: »Zum Glück haben wir die Ehefrau richterlich vernehmen lassen, so dass wir ihre Aussage im Prozess gegen den Mann nutzen können.« Denn inzwischen habe die Frau ihre Vorwürfe gegen den 31-Jährigen widerrufen und auch den von ihr gestellten Scheidungsantrag zurückgenommen. »Sie ist möglicherweise massiv unter Druck gesetzt worden«, befürchtet der Oberstaatsanwalt.
Ein Gutachter hat dem Tatverdächtigen verminderte Schuldfähigkeit aufgrund einer psychischen Erkrankung attestiert. »Wir haben den Mann deshalb vorläufig in der Psychiatrie untergebracht«, sagte Oberstaatsanwalt Harald Krahmüller. Ziel der Gerichtsverhandlung, deren Termin noch nicht feststehe, sei die dauerhafte Unterbringung des Gewalttäters in einer Klinik.

Artikel vom 15.02.2005