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Nach dem Unfall gestorben: Oktay K.
Vertritt die Eltern: Dr. Lutz Klose.
Der völlig zerstörte schwarze Porsche Boxter, mit dem Oktay K. (20) überfahren wurde.

Toter Sohn: Die Eltern
fordern Gerechtigkeit

Porschefahrer überfäht 20-Jährigen: neue Ermittlungen

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Dreieinhalb Monate nach dem Unfall mit tödlichem Ausgang auf der Jöllenbecker Straße sind die Ermittlungen immer noch nicht beendet. Am frühen Morgen des 30. Oktober 2004 war der Hillegosser Oktay K. an der Ecke Bahnhofstraße von einem Sportwagen überfahren worden, am 11. Januar erlag der 20-Jährige im Krankenhaus seinen lebensgefährlichen Verletzungen. Zur Zeit wird ein weiteres Gutachten zum Unfallhergang erstellt.

»Die Familie des Opfers versteht das nicht. Die Eltern des verstorbenen 20-Jährigen wollen endlich Gerechtigkeit, wollen, dass der Mann, der ihren einzigen Sohn getötet haben soll, vor Gericht gestellt und zur Verantwortung gezogen wird«, sagt Rechtsanwalt Dr. Lutz Klose. Er und sein Partner Dr. Holger Rostek vertreten die trauernden Angehörigen.
Der mutmaßliche Täter, der am frühen Morgen des 30. Oktober 2004 hinter dem Steuer des schwarzen Porsche Boxter gesessen haben soll, von dem Oktay K. erfasst und 40 Meter durch die Luft geschleudert wurde, ist nach wie vor auf freiem Fuß. Obwohl der 26-jährige Porschefahrer aus Minden im Herbst vergangenen Jahres vom Unfallort flüchtete, den nach Polizeiermittlungen auf einen Scheinhalter zugelassenen Pkw kurz darauf schrottreif auf der Alfred-Bozi-Straße zurück ließ und sich erst eine Woche später in Begleitung seines Anwaltes der Polizei am Kesselbrink stellte, ist kein Haftbefehl gegen den Mann beantragt worden. Seinen Führerschein konnten die Ordnungshüter auch nicht mehr beschlagnahmen. Der war dem Mindener schon vor Jahren abgenommen worden.
Warum sitzt ein nach Zeugenaussagen sturzbetrunkener Autofahrer, der, nachdem er mit stark überhöhter Geschwindigkeit durch die Innenstadt rast, auf der Jöllenbecker Straße ein anderes Fahrzeug erst rechts überholt, dann nach links quer über die Fahrbahnen zieht, einen am Mittelstreifen wartenden 20-jährigen Fußgänger überfährt und flüchtet, nicht hinter Schloß und Riegel? Das weiß auch der erfahrene Strafverteidiger Dr. Lutz Klose nicht. Die Weichenstellung für einen Haftbefehl, sagt er, erfolge in der Regel bei der Polizei.
Dass immer noch keine Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erhoben wurde, sondern im Auftrag der Staatsanwaltschaft nun noch ein lichttechnisches Gutachten von der Unfallstelle eingeholt wird (laut Polizeiakten war es am 30. Oktober 2004 dunkel und trocken, der Bereich Jöllenbecker/Bahnhofstraße von Laternen gut ausgeleuchtet), begreifen die Eltern des verstorbenen 20-Jährigen nicht. »Der Vater ist so verzweifelt, dass er sich schon vor der Staatsanwaltschaft anketten und in den Hungerstreik treten wollte. Das konnte ich ihm in letzter Minute ausreden«, sagt Rechtsanwalt Klose.
Er hat jetzt die Kfz-Versicherung des Unfallwagens aufgefordert, 25 000 Euro Vorschuss auf Schmerzensgeld für die Eltern und Bestattungskosten für Oktay K. zu zahlen. »Doch das Geld interessiert Vater und Mutter gar nicht«, weiß Klose. »Sie wollen Gerechtigkeit.«

Artikel vom 16.02.2005