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»Bedarf nach Wohnraum wächst«

NRW-Bauminister Michael Vesper: Energiespar-Investitionen lohnen sich

Düsseldorf (WB). Der Wohnungsbau hat in Nordrhein-Westfalen die Talsohle möglicherweise durchschritten. Trotz abnehmender Bevölkerungszahl sieht der stellvertretende Ministerpräsident und Bauminister Michael Vesper (Grüne) steigenden Bedarf. Die Landesregierung fördert den Wohnungsbau mit knapp einer Milliarde Euro, erklärte Vesper im Gespräch mit Bernhard Hertlein.

Trotz niedriger Zinsen ist der Wohnungsbau -Êder private, aber vor allem auch der gewerbliche -Êseit Jahren auch in Nordrhein-Westfalen rückläufig. Welche Erwartungen hegen Sie für 2005?Vesper: Die Kurve darf sich nicht noch weiter nach unten bewegen, sonst würde die Lage bedrohlich. In der Mitte der neunziger Jahre hatte der Wohnungsbau in Nordrhein-Westfalen ein unnatürlich hohes Niveau erreicht. Der nachfolgende Rückgang war also eher eine Normalisierung.
Für die unmittelbare Zukunft bin ich verhalten optimistisch. Der Bedarf nach neuem Wohnraum wächst wieder. Gefragt sind vor allem kostengünstige Reihenhäuser und gut sanierte Altbauwohnungen. An dieser Nachfrage müssen sich die Bauunternehmer stärker orientieren.

    Und die Kommunen?Vesper: Die Städte und Gemeinden müssen mehr Grundstücke für den Wohnungsbau preiswert zur Verfügung stellen. Flächen sind dazu in vielen Kommunen ausreichend vorhanden - teilweise, und das ist eine einmalige Situation, sogar mitten in der Stadt. Ich denke da vor allem an ehemaliges militärisches Gelände sowie frühere Gewerbeflächen nicht zuletzt von Post und Bahn. Sehr gelungen ist die Umwandlung zum Beispiel beim ehemaligen Dürkopp Tor 6 in Bielefeld.

Sind Sie da nicht zu optimistisch? Angesichts der demografischen Entwicklung sollte man doch vermuten, dass immer weniger Menschen auch immer weniger Wohnraum benötigen. . .Vesper: Wir werden weniger, das ist richtig. Dennoch wird der Wohnungsbau nicht zurückgehen. Denn erstens gibt es Zuwanderung. Zweitens steigen ganz allgemein die Ansprüche der Menschen an ihren Wohnraum. Und drittens wächst die Zahl der Single-Haushalte.

Wenn also der Bedarf vorhanden ist, was tut dann die rotgrüne Landesregierung, um den privaten Wohnungsbau zu fördern?Vesper: Das Land gibt knapp eine Milliarde Euro zum Bau von insgesamt 13 500 Sozialwohnungen. Finanziert werden dadurch 4800 Miet- und 8000 Eigentumswohnungen sowie 700 Heimplätze für behinderte Menschen. Mit 175 Millionen Euro werden Investitionen in den Wohnungsbestand gefördert.
Gefördert wird der Eigenheimbau aber auch durch die geänderte Landesbauordnung. Die meisten Wohnungen können heute genehmigungsfrei errichtet werden. Und wenn doch eine Zustimmung erforderlich ist, so hat sich die Frist wesentlich verkürzt.

Und die Aufträge gehen dann doch an ausländische Bauunternehmen. . .Vesper: Den Preiswettbewerb können deutsche Unternehmen nur dann gewinnen, wenn sie auf ihre Stärke setzen, und das ist die Qualität. Deshalb ist es so wichtig, dass sie noch mehr darauf setzen. Dies beginnt bei der Beratung. Genauso wichtig ist natürlich die Durchführung. Mit der Konzentration auf Qualität statt Quantität könnte sich die deutsche Bauwirtschaft auch im europäischen Wettbewerb wieder besser positionieren.
Ein Schwerpunkt liegt in der energetischen Sanierung bestehender Wohnräume. Dabei eröffnet sich auch hinsichtlich der CO2-Emissionen ein großes Einsparpotenzial von bis zu 80 Prozent. Energiesparmaßnahmen sind darum nicht nur gut für die Bauwirtschaft, die Bauherren und die Mieter, sondern auch für die Umwelt.

Artikel vom 15.02.2005