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Behandlungsfehler vermutet

Gesichts- und Kieferchirurg mit VW Golf attackiert

Bielefeld (uko). Ein Kiefer- und Gesichtschirurg in Hillegossen ist Opfer des Anschlags eines geistig verwirrten Mannes geworden: Der Täter versuchte den Mediziner hinterrücks zu überfahren. Jetzt muss sich der 47-Jährige wegen des versuchten Totschlags, des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und der gefährlichen Körperverletzung verantworten.

Grund für die heimtückische Attacke soll eine missratene Behandlung durch Dr. Bastian V. (alle Namen geändert) sein. Nur: Karl E. war niemals Patient in der Hillegosser Praxis!
Am Nachmittag des 22. Oktober 2003 geschah das Unfassbare: Dr. Bastian V. befand sich im Vorgarten seiner Praxis an der Detmolder Straße, als Karl E. mit seinem Golf die Straße befuhr. Plötzlich soll der Mann seinen Wagen abrupt in Richtung des Kiefer- und Gesichtschirurgen gelenkt haben, um ihn zu überfahren. Nur durch einen Sprung auf den Gehsteig konnte sich Dr. V. retten. Postwendend soll Karl E. den Wagen gewendet und das Manöver wiederholt haben.
Der Mediziner hatte diesmal keine Chance, dem rasenden Autofahrer auszuweichen. Sein Körper wurde vom Golf erfasst und über die Motorhaube geschleudert. Der Mediziner zog sich Verletzungen an Rücken, Brust und Beinen zu. Allerdings waren die Unfallfolgen nicht lebensgefährlich.
Der mutmaßliche Urheber des Anschlags wurde eine Stunde später ausfindig gemacht. Eine Alkoholprobe ergab einen Promillewert von 2,23. Karl E. hingegen behauptete, mit der Straftat überhaupt nichts zu tun zu haben. Einem Zeugen gegenüber hatte E. jedoch zuvor die Tötung des Dr. V. angekündigt. Dazu hatte er erklärt, Grund seines Zorns sei eine Fehlbehandlung durch den Mediziner in den Jahren 1992 bis 1994. Nach Eingriffen an den Weisheitszähnen habe er unter unerträglichen Schmerzen gelitten.
Die Behörden blieben nach dem brutalen Vorfall lange tatenlos. Erst als sich Karl E. im März des vergangenen Jahres erneut Dr. Bastian V. zur Zielscheibe erkor und vor dessen Haus in Hillegossen randalierte, wurden endlich Maßnahmen ergriffen - E. wurde zunächst in Gilead eingewiesen. Nachdem ein Unterbringungsbefehl erlassen wurde, sitzt der Mann nun im Forensischen Zentrum für Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn.
Sachverständige haben bei dem Mann eine krankhafte seelische Störung in Form einer wahnhaften Störung diagnostiziert. Diese Wahndynamik erfasse auch Erinnerungsverfälschungen. Der Mann glaube fest an seine diffusen Vorwürfe. Staatsanwalt Christoph Mackel hat jetzt Anklage zum Landgericht erhoben. Das Schwurgericht wird den Fall verhandeln, für den ein Termin allerdings noch nicht feststeht.

Artikel vom 16.02.2005