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Die Baustelle
TBV Lemgo

Geld, Spieler und Fans gesucht

Von Oliver Kreth
Lemgo (WB). Der »TBV Deutschland« ist derzeit eine große Baustelle - nicht nur wegen der Arbeiten an der neuen Lipperlandhalle. Der Handball-Bundesligist kämpft momentan um Geld, Spieler, Fans und sportlichen Erfolg.

Nach dem 30:33 gegen Gummersbach und der damit verbundenen endgültigen Verabschiedung aus dem meisterlichen Titelrennen musste Lemgos Trainer Volker Mudrow nach demselben Ergebnis gegen den THW Kiel in der Ostseehalle auch das Ausscheiden im DHB-Pokal-Viertelfinale schön reden: »Kompliment an mein Team, dass es sich nach dem 16:27 herangekämpft hat.« Dass das nach diesem zwischenzeitlichen Elf-Tore-Rüchstand auch an der nachlassenden Konzentration des Gegners gelegen hat, wird verschwiegen. Besonders bitter: Die Teilnahme am Final Four hätte auch finanziell viel gebracht.
Denn für den notwendigen Umbruch beim TBV ist auch Geld notwendig. So gestaltet sich die Suche nach einem Nachfolger für den in seine Heimatstadt Bern zurückkehrenden Marc Baumgartner als äußerst schwierig. Der spanische Weltklassemann Iker Romero nutzte die Verhandlungen mit dem TBV eher als Poker-Matchball im Vertragsspiel mit seinem neuen Verein Ciudad Real.
Und ob Filip Jicha, ein 22-jähriger Tscheche, der in St.Gallen spielt und wie Romero ein Klient des Ex-Lemgoers Carlos Lima ist, eine Rückkehr zu glorreicheren Tagen garantieren könnte, darf man zumindest bezweifeln. Und dass im Rückraum echter Handlungsbedarf besteht, sahen wenigstens einige TBV-Spieler nach der Gummersbach-Pleite ein.
Vom Werbewert eines »TBV Deutschland« scheint man sich damit aber immer weiter zu entfernen. Dabei war dieser Titel doch vor allem im Bereich Sponsoring stets ein großer Vorteil. Auch in diesem Bereich kommen die Lipper derzeit nicht wirklich weiter. Zwar konnte der Wegfall des Ärmelsponsors »SMC«, der Vertrag lief nach einem Jahr Ende Januar aus, durch den Wiedereinstieg von »Burgwächter« kompensiert werden - aber ein echtes Plus sieht anders aus.
Selbst das Saisoneröffnungsspiel in der Arena AufSchalke mit dem aufgestellten Zuschauer-Weltrekord soll noch ein unerfreuliches, finanzielles Nachspiel haben. Schalke hatte dem Handball-Bruder Geld vorgestreckt. Doch nachdem im November Kassensturz gemacht wurde, forderten die Rechner aus dem Revier angeblich Geld zurück. Es heißt, das TBV-Management wolle diese Zahlen nicht glauben und bat um eine neue Abrechnung. Der »König« von Schalke, Rudi Assauer, soll über diesen Vorgang »not amused« sein.
Auch die Ausflüge nach Halle sorgen - zumindest bei den Lemgo-Fans - für geteilte Begeisterung. Auch wenn die Verantwortlichen im letzten TBV-Programmheft ein anderes Bild zu zeichnen versuchten. Doch auf der Internetseite des lippischen Erstligisten liest sich das ganz anders. Nach Gummersbach und Kiel sollte Lemgo nicht nur in sportlichen Belangen erkennen: Nur mit Schönreden kommt man nicht mehr weiter.

Artikel vom 18.02.2005