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Die Wasseramsel


Sie ist einzigartig unter den einheimischen Singvögeln, denn die Wasseramsel kann schwimmen und tauchen. Der Uferrand oder Steine im Flussbett dienen als »Startblock«, von dem sie das feuchte Element »entert«. Die Wasseramsel kann sogar unter Wasser laufen: durch Bewegungen der Flügel. So geht sie auf die Jagd nach Wasserinsekten, Bachflohkrebse und kleine Fische und andere im Wasser lebende Kleintiere.
Aufmerksame Naturfreunde können den Vogel am Oberlauf des Johannisbachs, an der Lutter im Bereich Meyer zu Heepen und am Menkhauser Bach entdecken. Er ist rund 18 Zentimeter groß; wirkt mit dem kurzen Schwanz sehr kompakt. Das Rückengefieder ist dunkel bis schwarz, Kopf- und Bauchunterseite braun, auffällig ist ein großer weißer Kehl- und Brustfleck. Ein typisches Verhalten ist das Knicksen, wenn der Vogel erregt ist und bevor er abfliegt oder im Gewässer abtaucht. Oft jagen ihn Spaziergänger auf, ohne ihn vorher wahr genommen zu haben. Dann hören sie noch den scharfen Ruf »zieh-itz« und der Vogel fliegt flach, mit schwirrendem Flügelschlag dicht über der Wasseroberfläche davon.
In Westfalen kommt die Wasseramsel vorwiegend in den Mittelgebirgen vor und in Bereichen, in denen sie schnellströmende, wenig belastete Gewässer vorfinden. Belastete Flüsse meidet die Art. Vermutlich deshalb, weil sie dort nicht genug Nahrung findet.
Das recht große, kugelförmige Nest der Wasseramsel ist gut versteckt unter unterspülten Wurzeltellern, an Uferüberhängen, in Mauerlöchern oder an Brücken. Sie nehmen aber auch Nistkästen an. In den Alpen entdecken Ornithologen immer wieder Vertreter der Art, die durch Wasserfälle hindurchfliegen, um in den dahinter liegenden Wänden zu brüten.
Den Nistplatz wählt das Männchen aus, dass durch Gesang ein Weibchen anlockt. Oft bleiben beide mehrere Jahre zusammen und sind auch »nistplatztreu«. Ende Februar, Anfang März setzt sich das Weibchen bereits auf das aus vier bis sechs Eiern bestehende Gelege. Nach 16 bis 17 Tagen schlüpfen die Jungen. Wird die Brut gestört, verlassen die Jungen ab dem 12. Tag das Nest - und dann können sie schon schwimmen, aber noch nicht fliegen. Die Regel sind 20 bis 24 Nestlings-Tage; mit dem 31 bis 34. Tag sind die Jungen selbständig. Wasseramseln können bis zur drei Bruten im Jahr groß ziehen.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Donnerstag den Kleiber

Artikel vom 15.02.2005