15.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Kaschnur« blieb als Spitzname

Nicht nur Bösewicht: Michael Bachtadze ist als Bass vielseitig verwendbar


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Sein Spitzname im Kollegenkreis sei »Kaschnur«, lacht Michael Bachtadze. Kaschnur ist der böse Zauberer in der Kinderoper »Kalif Storch« und den gab er so, dass den jungen Zuschauern ein Schauder nach dem anderen den Rücken hinunter lief - und dass sie anschließend unbedingt ein Autogramm haben wollten.
»In meiner Stimmlage bekommt man automatisch die Partie des Bösewichtes,« sagt der Bass. Meistens zumindest. Am Samstag, 19. Februar, ist der Georgier in der Verdi-Oper »Don Carlos« als Großinquisitor zu erleben. Überhaupt: Er ist viel beschäftigt in dieser Spielzeit, singt in den »Perlenfischern«, in »Alcina«, in »Norma«. Was ihm besonders zusagt. Michael Bachtadze: »Die Oper 'Norma' beruht schließlich auf der Sage von Jason und dem Goldenen Vlies. Und die Medusa darin ist Georgierin. . .« Seit Mai 2000 ist er als 2. Chorbass festes Mitglied des Ensembles des Theater Bielefeld. Von Anfang an sang Bachtadze aber neben seiner Chortätigkeit zahlreiche Solopartien.
Seiner Überzeugung nach hat sich »eins ins andere gefügt«. Bachtadze absolvierte in seiner Heimatstadt Tiflis ein Ingenieurstudium, aber, so sagt er: »In Georgien singen alle.« Er sang im Männerchor »Rustavi«, hatte Auftritte zwischen New York und Japan. Ein Freund holte ihn nach Bielefeld - im Chor des Theaters singen insgesamt vier Georgier. Bachtadze: »Manchmal singen wir die Lieder unserer Heimat- wie es sich gehört mehrstimmig.«
Deutsch habe er bereits »ein wenig« am Goethe-Institut gelernt, »als ich noch gar nicht wusste, dass ich nach Deutschland gehen würde«. In Westeuropa, so der Sänger, könne man lernen, Erfahrungen sammeln, das sei auf dem Konservatorium nicht möglich. In Bielefeld gefällt ihm die Arbeitsatmosphäre, die Kollegialität im Ensemble.
Ihm gefällt weniger das Wetter: »In Georgien haben wir wunderschöne Sommer und strenge schneereiche Winter.« In der spielfreien Zeit reist er nach Tiflis: »Ich habe Heimweh, lade dort dann meine Batterien auf.« Manchmal kommt die Familie zu Premieren nach Bielefeld: »Zur 'Norma'-Premiere waren meine Schwester und meine Tochter hier.« Premierenangst kennt Bachtadze nicht, aber: »Ein bisschen Adrenalin - das muss sein.«

Artikel vom 15.02.2005