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Magath verbarg
den inneren Frust

Bayern: Alles wie nach der Vorrunde

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Oft passiert es nicht, aber wenn es denn mal vorkommt, reiben sich die Leute immer noch ziemlich verdutzt die Augen: Die Bayern haben ein Fußballspiel verloren. Auch auf der Bundesliga-Tagesordnung dieses 13. Februar 2005 hatte das vor dem Anpfiff nicht gerade gestanden.

Arminia Bielefeld ist erst der fünfte Klub, dem es in dieser Saison gelang, den deutschen Rekordmeister zu putzen. Damit befindet sich der DSC nun im Kreis mit Bayer Leverkusen, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach - und Achtung: Juventus Turin! Die Italiener gewannen gleich beide Champions-League-Partien 1:0.
»Wir werden am Montag beim Training nicht so gut gelaunt sein, danach machen wir zwei Tage frei. Und wenn wir wieder anfangen, haben wir Bielefeld abgehakt«, wollte Trainer Magath jedoch aus der Niederlage keine Staatsaffäre machen. Stattdessen tat er so, als gehe es auch um das Gemeinwohl der Liga, die nicht langweilig sein will: »Das freut doch viele, dass wir es wieder spannend gemacht haben.« Um drei Punkte und fünf Tore rückte Schalke als schärfster Verfolger den Bayern näher. Sie behaupten ihren Spitzenplatz jetzt nur noch durch das Torverhältnis. Kein Grund zur Panik, findet Magath: »So war es doch nach Abschluss der Hinrunde auch.«
Allerdings hatte sich seine Mannschaft in der »Freizeit« vom Europacup vorgenommen, in der Bundesliga für ein bisschen Abstand zu sorgen. Das gelang auch - bis Bielefeld. Hier wurden die Münchener dann von den Arminen eindrucksvoll gestellt. »Spiele wie diese gibt es. Man kann den Titel trotzdem holen«, blieb Felix Magath nach dem 1:3 gefasst.
Es könnte allerdings sein, dass die äußere Ruhe nur den inneren Frust verbarg. Diesen Ausrutscher in der schneeglatten SchücoArena hatten die Bayern ganz bestimmt nicht auf dem Meisterplan stehen, darauf waren sie nicht vorbereitet. Ebenso wenig wie auf die rutschigen Rasen-Verhältnisse. Das unterscheidet wohl auch die Bayern von den Bielefeldern: Während an der Säbener Straße auch der Trainingsplatz geheizt ist, muss an der Friedrich Hagemann-Straße das Gelände so genommen werden, wie es vorgefunden wird.
Dass der Favorit auf einem grünen Platz besser gespielt hätte als auf einem weißen, mag so sein, hat aber keinerlei Relevanz. Um sowas kümmert sich die Tabelle nicht. An diesem Abend gewann auf alle Fälle die bessere Mannschaft. »Wir müssen dominanter auftreten«, forderte Nationalspieler Michael Ballack, während der offenbar mit einer Tarnkappe stürmende Torjäger Roy Makaay die zu frühe Aufgabe der taktischen Ordnung monierte. Hinzu kam, dass der Franzose Willy Sagnol als rechter Posten in der bayerischen Mittelfeld-Raute miserabel spielte und Nationalspieler Torsten Frings sich seine Auswechslung mit einer schwachen Vorstellung redlich verdiente.
Im alten Süd-West-Gipfel, der in dieser Saison eigentlich keiner ist, wollen es die Bayern besser machen. Gewarnt sind sie: In der Rückrunden-Rangliste steht Borussia Dortmund sogar vor ihnen.

Artikel vom 15.02.2005