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Hoeneß forderte Spielabbruch

Arminia-Greenkeeper Vossiek: »Gegen Schnee war die Heizung machtlos«

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Walter Vossiek ist sich keiner Schuld bewusst. »Wenn es eineinhalb Stunden vor dem Spiel so heftig zu schneien beginnt wie am Sonntag, ist jede Rasenheizung machtlos«, sagt Arminia Bielefelds Greenkeeper. Und gibt damit die passende Antwort auf den Vorwurf des Bayern-Managers Uli Hoeneß, der sich über »Platzverhältnisse wie im Mittelalter« beklagt hatte.

Weil Arminia-Platzwart Vossiek den Frost auf der Rechnung hatte, brachte er bereits drei Tage vor dem großen Spiel gegen die Bayern die Rasenheizung in der SchücoArena in Gang. 40 Grad warmes Wasser wurde in die insgesamt 25 Kilometer lange Leitung unterhalb des Platzes gepumpt, damit der Rasen pünktlich zum Besuch des Rekordmeisters in Topzustand war.
Die letzte Abnahme erfolgte durch Schiedsrichter Florian Meyer. Nachdem die ersten Flocken gefallen waren, hatte Meyer nach seiner Platzbegehung Walter Vossiek in seine Kabine gebeten, um zu klären, was zu tun war. Vossiek: »Er hat uns gebeten, den Strafraum frei zu schaufeln, weil sich hier die meisten entscheidenden Situationen abspielen.«
Gesagt, getan. Nachdem die Spieler ihre Aufwärmphase absolviert hatten, machte sich ein fleißiges Team ans Werk. Mit nur fünfminütiger Verzögerung konnte der Hit gegen die Bayern beginnen. Personal war sowieso genügend da, hätten ein paar mehr Schippen zur Verfügung gestanden, wäre die Partie ganz sicher sogar um Punkt 17.30 Uhr freigegeben worden. »Herr Meyer hat mir auch gesagt, dass für den Fall, dass es während des Spiels noch einmal zu schneien beginnen sollte, er die Partie notfalls sogar für zehn Minuten unterbrechen würde«, verrät Vossiek. Was überhaupt kein Problem gewesen wäre, weil die Umkleidekabinen gut beheizt sind und den Spielern bei ein paar Graden über Zimmertemperatur die Möglichkeit bieten, sich warm zu halten.
Kein einziger Akteur hat sich im Nachhinein wegen der widrigen Bedingungen beschwert, »der Boden war ja auch nicht hart, sondern gut bespielbar«, urteilt Vossiek. Uli Hoeneß war dennoch nicht der einzige, der das Arena-Geläuf als Zumutung empfand. FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gab an, sich inzwischen bei der DFL beschwert zu haben. »Die Verhältnisse waren irregulär. In den Statuten ist vorgeschrieben, dass jeder Bundesligist eine Rasenheizung haben muss. Aber es macht ja keinen Sinn, wenn die nicht rechtzeitig angeschaltet wird«, so Rummenigge. Hoeneß selbst war hartnäckig bemüht, sogar noch in der Halbzeit Schiedsrichter Meyer zu überzeugen, dass es besser sei, die Partie nicht wieder anzupfeifen. Vergeblich. Und vor allem nicht gerechtfertigt, wie Siegfried Kirschen betonte. Der Schiedsrichterbeobachter vom Fußball-Landesverband Brandenburg stufte am Sonntag bei seinem Arena-Besuch die Bodenverhältnisse keineswegs als abbruchwürdig ein, sagte, dass »alles in Ordnung« sei.
Am Tag nach dem großen Spiel war rund um das Stadion Großreinemachen angesagt. Walter Vossiek und sein 20-köpfiges Helferteam waren gestern von acht Uhr morgens damit beschäftigt, die Spuren, die der große Kampf gegen die Bayern hinterlassen hat, zu beseitigen. Die Löcher im Rasen stopfen, den Müll von der Tribüne sammeln und noch viel, viel mehr. Walter Vossiek: »Ich denke, dass wir Dienstagmittag soweit fertig sind und rund um die Arena wieder alles tiptop ist.«
Und rechtzeitig zum nächsten Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg am übernächsten Samstag wird garantiert auch die Rasenheizung wieder pünktlich auf Betriebstemperatur sein.

Artikel vom 15.02.2005