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»Wir drehen jeden Stein um«

Staatsanwaltschaft bleibt schonungslos und Robert Hoyzer weiter in Haft

Berlin (dpa). Der ehemalige Schiedsrichter Robert Hoyzer bleibt in Untersuchungshaft. Das entschied das Berliner Amtsgericht Tiergarten gestern bei einem Haftprüfungstermin. Hoyzer sitzt seit Samstag auf Anordnung einer Ermittlungsrichterin im Berliner Gefängnis Moabit. Tatverdacht und Fluchtgefahr: Robert Hoyzer, hier bei einer Pressekonferenz im Büro seines Anwalts Stefan Holthoff-Pförtner am 27. Januar, sitzt weiter im Gefängnis von Moabit. Foto: dpa
Der Haftbefehl lautet auf »mittäterschaftlich begangenen gewerbs- und bandenmäßigen Betrug in acht Fällen«. Zur Begründung für die Fortsetzung der U-Haft führte die Ermittlungsrichterin an, der dringende Tatverdacht bleibe ebenso bestehen wie die Fluchtgefahr. Die drei kroatischen Brüder aus dem »Café King«, die ebenfalls zu den Beschuldigten des Wettskandals zählen, bleiben ebenfalls inhaftiert.
Offen ist, in wieweit Aussagen der beschuldigten Brüder die Entscheidung des Amtsgerichtes beeinflusst haben. »Es hängt viel von den Aussagen der Kroaten ab, die bislang geschwiegen haben. Je nachdem, ob sie Hoyzer be- oder entlasten, wird sich entscheiden, ob er in Untersuchungshaft bleibt«, hatte Berlins Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge geäußert. Er kündigte eine weitere schonungslose Untersuchung an: »Wir werden jeden Stein umdrehen, bis alles aufgeklärt ist.«
Der Deutsche Fußball-Bund suspendierte Hoyzers früheren Kollegen Torsten Koop (Lüttenmark) bis auf weiteres. Der Schiedsrichter-Ausschuss reagierte damit darauf, dass Koop einen Anwerbeversuch durch Hoyzer nicht umgehend gemeldet hatte. Deshalb werde er »vorerst nicht eingesetzt«, teilte der DFB mit. Die weiteren Ermittlungen führt der Kontrollausschuss.
An der Sondersitzung am Montag nahm Koop nicht teil. Über seinen Anwalt Peter-Michael Diestel ließ der 39-Jährige ausrichten, dass er »zu keinem Zeitpunkt in Spielmanipulationen verwickelt war und von solchen erst konkrete Kenntnis aus den Medien erhalten habe«. Koop, der seit 1993 insgesamt 83 Bundesliga-Spiele und 67 Zweitliga-Begegnungen geleitet hat, wurde seit August wegen einer Verletzung nicht mehr eingesetzt.
Keine Konsequenzen sprach der Schiedsrichter-Ausschuss gegen Stefan Trautmann (Florstadt) aus. Der hauptberuflich in der DFB- Schiedsrichter-Abteilung angestellte Referee hatte gestanden, dass er ihm persönlich übereignete Sportartikel für karitative Zwecke über ein Internet-Auktionshaus versteigert hatte, aber nicht den ihm vorgeworfenen gewerblichen Handel betrieben habe. Die interne Prüfung sei noch nicht abgeschlossen, teilte der DFB mit.
Nach mehreren Medienberichten soll inzwischen gegen weitere Spieler ermittelt werden, die bisher nicht bekannt waren. »Focus« und »Bild« nennen einen Spieler vom Oberligisten Victoria Hamburg, der in der Hoyzer-Affäre angeblich der Geldwäsche verdächtigt wird. Die »B.Z.« berichtet von einem Verdacht gegen einen ehemaligen Akteur des FC Augsburg. Laut »Augsburger Allgemeine« habe es bereits im Herbst 2003 Gerüchte um Wettmanipulationen rund um den FCA gegeben. Die Nachforschungen des Vereins seien aber im Sande verlaufen.

Artikel vom 15.02.2005