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Werkstatt geschlossen

Ahrens: China-Spielwaren zu billig -ÊPhilos im Aufwind

Von Bernhard Hertlein
Nürnberg/Gütersloh (WB). Die Konzentrationswelle unter den Herstellern von Holzspielwaren hat 2004 in Ostwestfalen ein prominentes Opfer gefordert: Die Gütersloher Firma Ahrens Holzspielwaren, unter anderem 2001 mit dem Deutschen Holzspielzeug-Designpreis ausgezeichnet, musste ihre Produktion einstellen.
Ahrens-Holzspielwaren sind fürs Desing mehrfach ausgezeichnet worden; produziert werden sie nun nicht mehr in Gütersloh. Foto: Wolfgang Wotke

Zwölf Mitarbeiter in der Werkstatt verloren damit zum Jahreswechsel ihren Job. Der Gütersloher Spieleladen »Die Holzkiste«, der von Christine Ahrens geführt wird, ist davon nicht betroffen. Werner Ahrens gründete darüber hinaus gemeinsam mit dem Gütersloher Unternehmensberater Christian Scheel die neue AHS-Spielzeug GmbH. Sie führt nicht nur die Marke Ahrens fort, sondern wird auch neue Spielzeuge entwickeln. Auf der Nürnberger Spielwarenmesse beispielsweise präsentiert AHS eine Standgarderobe fürs Kinderzimmer, eine neue Kugelbahn sowie Schminkspiegel und Schmuckkästchen für Mädchen.
Produziert werden Ahrens-Holzspielwaren künftig teils von bisherigen Mitbewerbern in Deutschland, teils im Ausland. Vertrieb und Lagerung übernimmt die zur Runge-Gruppe gehörende Steinhagener Firma Impetus. Dass Ahrens überhaupt noch einmal einen Neuanfang wagt, rührt nach seiner Aussage von dem großen Zuspruch, den er in der Krise von zahlreichen Händlerkunden zuletzt sogar aus Japan erhielt.
Ursächlich für die schwierige Lage deutscher Holzspielwaren-Hersteller sind, so Ahrens, neben der generellen Konsumzurückhaltung in Deutschland die Importe aus China. Dort hergestellte Spielwaren würden in einer relativ guten Qualität, aber wesentlich preisgünstiger angeboten. Der Verbraucher verstehe nicht, warum ein bisschen mehr Qualität so viel teurer sein müsse.
Dazu kommt Fachleuten zufolge eine gewisse Bedenkenlosigkeit großer Handelshäuser beim Import von Plagiaten. So soll etwa Tchibo 2004 den beliebten »Fädelbär« von Ahrens etwas kleiner und nicht ganz so schön verarbeitet zu einem Viertel des Normalpreises verkauft haben. Tchibo als Konkurrent -Êdas ist neu auf dem Spielwaren-Markt. Ahrens fühlt sich machtlos: »Soll ich nun etwa anfangen, Kaffee zu verkaufen?«
Auch andere Holzspielwaren-Hersteller in Deutschland tun sich schwer. Stefan Koch, der sich mit seiner 1948 gegründeten Firma Meier in Zaberfeld bei Heilbronn auf Design-Holzspielzeuge spezialisiert hat, musste seine Belegschaft ebenfalls schon von 22 auf 12 reduzieren. Nicht viel anders ergeht es Christian Ebert, Chef der 1860 im thüringischen Blumenau gegründeten Fabrik Erzgebirgische Holzspielwaren: »Zum Glück haben wir eine hohe Exportquote; ohne die Ausfuhren in die USA und nach Japan könnten wir unseren Umsatz nicht halten.«
Insgesamt gibt es in Deutschland noch mindestens 180 Hersteller von Holzspielwaren. Größere wie Haba, NIC, Ostheimer, Brio, Selecta und Erzi tun sich derzeit leichter als die kleineren Konkurrenten. Das Gleiche gilt für Mittelständler wie Philos, die ihre Spiele schon lange in Osteuropa oder im wachsenden Maße in Asien herstellen lassen. Die Paderborner, mit sieben Mitarbeitern und einem Umsatz »im noch einstelligen Millionenbereich« weltweit einer der größten Anbieter von Denk- und Knobelspielen, konnten 2004 ihren Verkauf nach Angaben von Vertriebsleiter Uwe Nedele sogar um zehn Prozent steigern.

Artikel vom 14.02.2005