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3400 Jobs in
OWL verloren

Industrie baut weiter Stellen ab

Von Andreas Kolesch
Bielefeld (WB). Die Mittelstands-Region Ostwestfalen-Lippe verliert weiter Arbeitsplätze in der Industrie. Allein im vergangenen Jahr sank die Zahl der Jobs im produzierenden Gewerbe um mehr als 3400. Die Betriebe in OWL haben zwar ihre Umsätze steigern können, ihre Produktivität liegt aber weit unter dem Landesdurchschnitt.
Mahnt Reformen an: Martin Kannegiesser.

Den größten Stellen-Schwund gab es im Kreis Lippe und in der Großstadt Bielefeld. In Lippe sank die Zahl der Industrie-Jobs um mehr als 1000 auf nicht einmal mehr 29 000. In Bielefeld gingen weitere 835 Industrie-Arbeitsplätze verloren - binnen Jahresfrist bedeutet das einen Rückgang um 3 Prozent auf nicht einmal 27 000 Stellen. Das geht aus der vorläufigen Jahres-Bilanz des Landesamtes für Statistik hervor.
Neue Industrie-Arbeitsplätze gab es in der Region ausschließlich im Kreis Gütersloh. Dort stieg die Zahl der Jobs im produzierenden Gewerbe um 350 auf mehr als 48 500. Der Kreis Gütersloh ist in der Region zudem Umsatz-Spitzenreiter. Die Erlöse der Industrieunternehmen stiegen dort um 5,5 Prozent auf mehr als 10 Milliarden Euro. Eine noch höhere Industrie-Wachstumsrate gab es mit einem Umsatzplus von 7,4 Prozent nur noch im Kreis Minden-Lübbecke, wo dennoch die Zahl der Stellen um 400 auf 30 250 sank. Die gesamte Region OWL erreichte in der Industrie ein Wachstum von 3,9 Prozent auf 36,7 Milliarden Euro.
Landesweit stieg der durchschnittliche Umsatz je Arbeitsstunde um 11,48 auf mehr als 151 Euro. Die Umsatzleistung eines Beschäftigten in der OWL-Industrie lag hingegen nur bei 119,91 Euro. Die höchste Produktivität in OWL weist die Industrie im Kreis Gütersloh mit 135,47 Euro Umsatz je Arbeitsstunde auf, gefolgt vom Kreis Paderborn mit 130,21 Euro. Die geringste Industrie-Produktivität gibt es mit 98,03 Euro im Kreis Lippe.
Den zweitletzten Platz erreicht die Industrie in Bielefeld mit 111,05 Euro Umsatz je Arbeitsstunde. Dennoch werden in der Großstadt mit 24,65 Euro je Stunde die höchsten Bruttolöhne in der Region gezahlt. Am wenigsten verdienen im OWL-Vergleich Industrie-Beschäftigte im Kreis Höxter, wo der Brutto-Stundenlohn im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent auf 19,20 Euro sank. Zum Vergleich: Im Landesdurchschnitt betrug der Brutto-Lohn 24,53 Euro.
Angesichts der Job-Misere hat Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser (Vlotho) an die Firmen appelliert, vor Abbau oder Verlagerung von Arbeitsplätzen alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen. Vorübergehend sollten Firmen dazu auch niedrigere Renditen hinnehmen. Da es immer weniger Alternativen für jene gebe, die ihren Job verlören, seien Arbeitsplätze wertvoller als je zuvor. Der Politik war Kannegiesser vor, quälend lange Zeit zu brauchen, um notwendige und längst bekannte Rezepte zur Standortsicherung umzusetzen.Seite 2: Kommentar

Artikel vom 14.02.2005