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Mietverluste in
Millionenhöhe

Zahlungsmoral verschlechtert sich

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Immer mehr Bundesbürger können ihre Miete nicht mehr bezahlen. Alle 23 Landesverbände der Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund melden einen rapiden Anstieg von Mietschulden.
Rüdiger Dorn: Der Mieter ist ein Wert an sich.

Haus & Grund veranschlagt den Schaden für Vermieter bundesweit auf jährlich mindestens zwei Milliarden Euro. Rechne man den gesamten Außenstand mit einem Kreditzins von 5,5 Prozent hoch, ergebe sich ein betriebswirtschaftlicher Schaden in Höhe von 110 Millionen Euro, sagte der Präsident des Zentralverbandes Haus & Grund Deutschland, Rüdiger Dorn aus Detmold, dieser Zeitung. Der Verband vertritt knapp eine Million private Haus- und Wohnungseigentümer.
Die Mehrzahl der Mietverhältnisse funktionierten einwandfrei, da ein vertragstreuer Mieter ein Wert an sich sei, sagte Dorn. In den vergangenen Jahren sei es mit der Mietzahlungsmoral aber dramatisch bergab gegangen. Schätzungsweise zehn Prozent der 19 Millionen Mietverhältnisse in Deutschland seien Problemfälle.
Immer häufiger komme es vor, das Mieter ihre Miete nicht bezahlten und die Wohnung verwüsteten - oft mutwillig und in dem kriminellen Bewusstsein, dass bei ihnen sowie nichts zu holen sei, betonte der Geschäftsführer von Haus & Grund Ostwestfalen-Lippe, Jürgen Upmeyer. Wie berichtet, geht immer mehr Mietern das Geld aus, weil ihnen Auto, Urlaub und Handy wichtiger als die Mietzahlung seien.
Säumige Mieter ließen sich in zwei Kategorien einteilen: Die meisten kämen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nach, weil sie offensichtlich wirtschaftliche Schwierigkeiten hätten, wie sich auch an der wachsenden Zahl der Insolvenzen von Privathaushalten ablesen lasse. Zugleich gebe es immer Mieter, die zahlungsfähig, aber nicht zahlungswillig seien. Ganz bewusst würden Gesetzeslücken und die Überlastung der Gerichte ausgenutzt, um von einer Wohnung zur anderen zu ziehen.
Nach Angaben des Mieterbundes Ostwestfalen-Lippe gebe es aber auch Vermieter, die Wohnungen »verfallen lassen«, notwendige Instandsetzungen nicht durchführten oder Mieter einfach »herausekeln«, um die Wohnung besser verkaufen zu können. Mieter würden zunehmend darauf achten, dass der Gegenwert für ihre Geldleistung auch ordnungsgemäß erbracht werde, sagte Geschäftsführer Joachim Knollmann.
Befinde sich die Wohnung nicht in einem einwandfreien Zustand, könne die Miete angemessen gemindert werden. Somit gebe es in OWL Mietschulden, die - gemessen am Gesamtmietaufkommen - im Promillebereich lägen.

Artikel vom 12.02.2005