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Enthemmt, missbraucht

Tag der Kindersoldaten


Bielefeld (WB/rb). Wann immer ihr in Afrika ein bewaffnetes Kind gegenübertrete, solle sie tunlichst »Yes, Sir« sagen: das hatte ein erfahrerer UN-Soldat Annette Rehrl mit auf den Weg nach Sierra Leone gegeben. Nach einem Bürgerkrieg, in dem es um nichts anderes als Terror ging, traf die Journalistin und Dolmetscherin auf einsame Kinder und Jugendliche, die alle Soldat und Flüchtling, Täter und Opfer in einem waren. Ihre erschütternden Gespräche sind eine Mahnung zum Tag der Kindersoldaten (12. Februar), wie sie eindringlicher nicht sein kann.
Keine Waffe ist billiger und gefährlicher als Kinder, die durch Drogen und Gewalt enthemmt mit automatischen Waffen losgelassen werden. Einige haben die eigenen Eltern umgebracht, mit der Machete ihren Opfern Gliedmaßen abgeschlagen oder wurden von Warlords sexuell missbraucht, bis sie selbst Monster waren. Harte Kost, die zu lesen unseren Kindern erspart bleiben sollte. Aber wer Afrikas Konflikte nicht mit den ewig gleichen Mustern erklärt haben möchte, muss lesen und verstehen, was jenseits der hohen Grenzwälle um unseren Wohlstand herum geschieht.
Annette Rehrl, Die Diamanten-Kinder, Pattloch-Verlag, 16,90 Euro

Artikel vom 12.02.2005