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Cremes sind unbedenklich

Tierversuche müssen nicht sein - Test mit Zellkulturen

Von Dietmar Kemper
Detmold (WB). Kosmetika werden immer verträglicher, Tierversuche sind für ihre Entwicklung nicht mehr erforderlich. Das sind zwei Ergebnisse einer Fortbildung der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche und angewandte Kosmetik (DGK) in Detmold.
Schminken birgt keine Gesundheitsgefahr. Die Industrie setzt stärker auf Naturstoffe. Foto: teutopress

»Als Ersatz für Tierversuche haben In-Vitro-Verfahren deutlich an Bedeutung gewonnen«, sagte Gerd Kutz von der Fachhochschule Lippe am Freitag dieser Zeitung. Dabei werden Zellkulturen im Reagenzglas gezüchtet, an denen anschließend die Auswirkungen neuer Produkte getestet werden. Kutz hat einen Lehrstuhl für Technologie der Kosmetika und Waschmittel an der FH Lippe und leitete die zweitägige Fortbildung.
Ihm zufolge können Kunden unbesorgt zu Cremes und Parfüms greifen: »Die Sicherheit von Kosmetika ist exorbitant hoch.« Die Standards seien inzwischen mit denen von Arzneimitteln vergleichbar. Allergische Reaktionen hätten merklich abgenommen, sagte Kutz. Als einen der Gründe nannte er die Konzentration der Industrie auf die Entwicklung neuer Roh- und Wirkstoffe aus der Natur. Als vielversprechend gelte Inulin, das aus der Zichorie-Pflanze gewonnen wird. »Naturbasierende Stoffe auf der Basis von Zucker sind meistens verträglicher«, erklärte Kutz.
Darüber hinaus liefert die Biotechnologie neue Rohstoffe für Kosmetika, zum Beispiel aus dem Heubazillus. Was die Wirkstoffe anbelangt, gewinnt Vitamin C an Bedeutung. Kutz: »Vitamin C ist vorteilhaft für den Hautschutz, zerfällt aber sehr schnell. Deshalb versucht die Forschung, instabile Wirkstoffe wie diesen länger zu erhalten.«
Die Ansprüche der Verbraucher an Kosmetik hätten sich gewandelt: weg vom Verschönern, Pflegen und der Geruchsvermeidung hin zum verlässlichen Schutz. »Die Kunden wollen Totalschutz gegen Umwelteinflüsse. Diesen Trend beobachten wir seit vier Jahren.« Bei Müttern lasse sich das leicht nachweisen. Sie wünschten dicke Cremes für die Pflege ihrer Kleinkinder, weil sie damit einen dicken Schutzmantel für die Baby-Haut verbinden. Das Gefühl beim Auftragen einer Creme spiele bei der Kaufentscheidung verstärkt eine Rolle. Deshalb konzentriere sich die Industrie neben den Studien zur Wirksamkeit auf die Erforschung des sensorischen Empfindens, wenn ein Produkt zum ersten Mal angewendet wird.

Artikel vom 12.02.2005