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Absprache in
der Abwehr
passt gar nicht

HSG Bielefeld - Dinslaken 33:38

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Da half kein Jammern und kein Zetern. Auch wenn sich Alexandros Katsigiannis (»Die spielen den hässlichsten Handball der Liga«) und Christoph Mylius (»Das war nicht wirklich Handball«) in ihrer Beurteilung über das Repertoire des Gegners einig waren, so reichte dem MTV Rheinwacht Dinslaken doch seine berühmt-berüchtigt »primitive« Spielweise, um die »Festung« Heepen zu stürmen und die HSG Bielefeld mit 38:33 (21:16) auf den vorletzten Platz zu schießen.

Die HSG investierte zu wenig. Die Art und Weise, wie sich die Mannschaft am Samstagabend präsentierte, sorgte für nachdenkliche Mienen auf der Tribüne. Auch hier herrschte Einigkeit vor. HSG-Chef Heinrich Rödding sah kein Team, dass sich von Beginn an leidenschaftlich gegen den drohenden Abstieg stemmte. Geschäftsführer Manfred Quermann fand's »nicht Regionalliga-tauglich«, was die Hausherren ablieferten. »Die sind geistig ja gar nicht anwesend«.
Trainer Heiko Holtmann flüchtete sich anschließend in Sarkasmus: »Ich brauche mir die Videoaufzeichnung nur zwei Minuten anzugucken. Wir haben prinzipiell immer die gleichen Fehler gemacht, und die Torleute haben nicht gehalten«.
Bloß ein Mal lagen die Bielefelder vorn; als Dennis Gote nach 19 Sekunden zum 1:0 traf. Nebenein-ander statt miteinander: Insbesondere die Passivität im Abwehrverhalten war dafür verantwortlich, dass Dinslaken das Kommando übernahm (2:4, 6.). Zu diesem frühen Zeitpunkt sah Heiko Holtmann schon Handlungsbedarf, Bastian Knop im Tor durch Martin Timmer zu ersetzen. Kurzzeitig keimte Hoffnung auf. Martin Glüer und Calle Wagner stellten den 4:4-Ausgleich her. Nach dem 4:6 egalisierten Michael Boy und Neuzugang Alexandros Katsigiannis mit seinem ersten Treffer für die HSG zum 6:6 (10.) - der letztmalige Gleichstand.
Seit Samstag weiß jeder, warum der MTV auch Marius-Timofte-Verein bezeichnet wird. Die HSG fand nicht die richtige Einstellung, um die Aktionen des Rumänen - Dinslakens Spielertrainer provozierte zuhauf Freiwürfe, Ausgangspunkt für das Gros der Gästetreffer - wirkungsvoll zu unterbinden. Weil sich auch der Halblinke Christian Lange vieler Freiräume erfreute, konnte er wie Timofte im Dutzend zulangen.
Zudem zogen sich die Unparteiischen Borlinghaus/Köster den Zorn der Kulisse zu. »Die Schiedsrichter sind so schlecht wie die Spieler«, grantelte Quermann nach der x-ten Benachteiligung.
Nach dem 16:21-Pausenstand wurde Bastian Knop durch einen Kopftreffer unsanft wachgerüttelt. Christoph Mylius, mehrfach schön eingesetzt von Katsigiannis, konnte nochmal auf 21:23 verkürzen (37.) - leider nur ein Strohfeuer.
Als Martin Timmer nach einer Parade den Ball einem Dinslakener zupasste, grollte HSG-Chefstatistiker Dragan Ljakic: »Wir brauchen gar keinen Gegner. Wir schlagen uns heute selber«.
Einen rabenschwarzen Tag hatte Kapitän Michael Boy, der hinterher ratlos mit den Achseln zuckte. Neuzugang Katsigiannis, nach langer Zeit mal wieder fast durchgängig im Einsatz, stellte im ersten Abschnitt mit vier Treffern seine Qualitäten unter Beweis und fiel ab, je länger die Partie dauerte. Der Neue setzte den 33:38-Schlusspunkt. »Das war nicht unser Tag«, ärgerte er sich über seinen »schlechten Einstand«.
Marcel Volmer grämte sich, dass »die Absprache in der Abwehr überhaupt nicht gepasst hat. Das hat uns demoralisiert«. Timoftes Abgeklärtheit habe gereicht, um jeden kleinen HSG-Fehler sofort zu betrafen. Volmer: »Er hat Überzahlsituationen sofort erkannt«.
HSG Bielefeld: Knop/Timmer - Glüer (4), Mylius (10), Volmer (1), Boy (2), Wagner (4), Gote (6), Katsigiannis (6). Erfolgreichste Werfer für MTV Rheinwacht Dinslaken: Lange (12), Timofte (12/4), Becks (5), Staub (5).
Der Spielfilm: 1:3 (5.), 4:4 (8.), 6:8 (11.), 7:11 (14.), 10:12 (21.), 13:18 (28.), 16:21 (30.), 18:23 (34.), 21:26 (42.), 25:30 (47.), 27:33 (52.), 29:35 (57.), 33:38 (60.).
Schiedsrichter: Borlinghaus/ Köster (Wuppertal/Bergneustadt).
Zuschauer: 250.

Artikel vom 14.02.2005