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»Ein Großkunstwerk, das man erlaufen muss«

7500 goldgelbe Tore leuchten im New Yorker Central Park - Tausende kamen zur Eröffnung


New York (dpa). Überwältigend, phänomenal, fabelhaft, cool. Schier endlos und überaus facettenreich sind die Lobeshymnen auf das Großkunstwerk »Die Tore« von Christo und Jeanne-Claude, das am Wochenende Tausende von New Yorkern und Gäste der Stadt für sich in Besitz nahmen. »Dies ist Kunst, die man sich erlaufen muss«, hatte Christo kurz vor der Eröffnung am Samstag im Central Park gesagt. Und die Menschen folgten seinem Rat. Bei strahlendem Sonnenschein marschierten sie in langen Reihen unter den 7500 goldgelben Toren hindurch, die auf einer Gesamtstrecke von 37 Kilometern einen malerischen Kontrast zum strahlend blauen Himmel boten.
Gelungener hätte der Auftakt für das bislang größte und möglicherweise auch das bedeutendste Freiluftkunstwerk des 21. Jahrhunderts kaum ausfallen können. Mehr als ein Vierteljahrhundert nach der ersten Christo-Skizze zum »Tore«-Projekt, nach unzähligen Kämpfen mit einer abweisenden New Yorker Bürokratie, ist am Ende ein Werk höchster Vollendung und Harmonie entstanden, obendrein eines, das die Menschen so unmittelbar und individuell erleben können, wie kaum ein anderes Stück Kunst.
»Schaut Euch dieses Leuchten an, schaut nur, schaut!«, rief Christo begeistert aus, als die safrangelben Stoffbahnen am Samstagmorgen von ihren nahezu fünf Meter hohen gleichfarbigen Gerüsten herabgelassen wurden. Hunderte hatten zuvor lautstark den Countdown »Five,Four, Three, Two, One!« mitgezählt, ehe New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg mit einer langen Metallstange genau um 8.31 Uhr Ortszeit die erste Stoffbahn herabrollte.
Bloomberg hat maßgeblichen Anteil daran, dass die Behörden der Millionenmetropole das zum ersten Mal bereits 1979 beantragte Werk schließlich doch noch genehmigten. In Anspielung an das lange Ringen um das Großkunstwerk werden in dessen offiziellem Titel »The Gates, Central Park, New York City, USA 1979-2005« die Jahre von der Idee bis zur Fertigstellung genannt.

Artikel vom 14.02.2005