Kabarettisten der Mindener Stichlinge präsentieren neues Programmm
Von Hartmut Horstmann Minden (WB). Arbeitslosigkeit, Islamismus, das seltsame Gebaren der Damen und Herren Politiker: einige Themen, die die Mindener Stichlinge in ihrem neuen Programm darbieten, scheinen kabarettistisch sattsam bekannt.
Und doch entgehen die Kleinkünstler im 39. Jahr ihres Bestehens der Gefahr, in Pointenroutine zu verfallen. Spielfreudig und sprachlich prägnant legen sie ihre Finger in die Wunden der bundesrepublikanischen Wirklichkeit. Die Szenerie spielt in einer Kneipe, die wie das Programm den Namen »Schöne Aussicht« trägt. Und worüber unterhalten sich Menschen, die in diesen Tagen und Nächten am Stammtisch zusammenkommen? Mit Sicherheit über fünf Millionen Arbeitslose, über Hartz IV und über Politiker, die sich ihre Geldbörse durch Nebeneinkünfte erheblich aufbessern. Christine Rohlfing als Bundeskanzlerin bekämpft die Misere mit rigorosen Methoden. Die Arbeitslosigkeit wird beseitigt, indem fünf Millionen Menschen einfach ausbürgert werden. Und wenig lukrative neue Bundesländer werden verkauft: Mecklenburg-Vorpommern erhalten die Amerikaner als Atomtest-Gelände. Derartiges Kabarett zeugt vom Sinn für schwarzen Humor, eignet sich nicht zum Schenkelklopfen. Doch auch die Pointen, die sofort lautes Gelächter hervorrufen, wirken auf Grund des Mankos, das sie benennen, nach. Stichwort Integration: Integrationswillig sei nur, wer die deutsche Sprache beherrsche, heißt es. Aber: »Wir können doch nicht zwei Drittel aller Deutschen ausweisen.« Und was spricht dagegen, der Türkei den EU-Beitritt zu verweigern? Kirsten Gerlhof argumentiert, mit einem Kopftuch bekleidet: »Wir haben die Folter, Ihr habt Hartz IV.« Zur Präzision, mit der die einzelnen Beiträge ausformuliert sind, kommt der musikalische Teil, der in diesem Jahr überaus ausgereift wirkt. Keine verkrampfte Suche nach vermeintlich Originellem, sondern Qualität: Mit ihrem neuen Programm werden die Stichlinge ihre zahlreichen Fans in der Region begeistern.
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