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Fingerspitzengefühl erfordert die Anfertigung der im Vergleich zum mächtigen Horn verschiedenen filigranen Mundstücke.

Beim Stimmen
geht es oft nur
um Millimeter

Eberhard Abker baut Alphörner

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Brackwede (ho). Trotz ihres monströsen Aussehens (Länge bis zur Mitte des Schallbechers mehr als vier Meter) ist beim Bau der Instrumente Millimeter genaue Arbeit gefragt, dann nämlich, wenn es um das Stimmen der mächtigen Alphörner geht.

»Da wird Millimeter um Millimeter eingekürzt, bis der richtige Ton da ist«, sagt Eberhard Abker (73), seit drei Jahren passionierter Alphornbauer- und Bläser. Am Montag, 14. Februar, ist er um 15 Uhr zu Gast im »Brackweder Erzählcafé«, berichtet über sein schönes, aber auch sehr zeitintensives Hobby.
Mit »im Gepäck« hat er drei von ihm in bester Handwerksarbeit angefertigte Alphörner. Begleiten werden den im Bläserchor »Hubertus Bielefeld Stadt und Land« und in der Spenger »Parforce Horngruppe« aktiven Bläser Christel Weiss und Werner Schmid. »Schließlich sollen die Besucher ja nicht nur was zu sehen, sondern auch zu hören kriegen«, schmunzelt Eberhard Abker, der sich immer wieder über zunächst ungläubige Betrachter der gewaltigen Hörner freut, die Zweifel haben, »dass man so einem riesigen Horn sogar melodische Töne entlocken kann«.
Seine Liebe zum Alphorn begann vor drei Jahren. Zu seinem 70. Geburtstag wünschte sich Eberhard Abker nichts sehnlicher, als »einmal auf einem Alphorn zu blasen«. Doch woher so ein Instrument nehmen? Kein Problem für den befreundeten Chorleiter der »Parforcehorn-Gruppe Spenge«, Dr. Ruprecht Dreyer. Der lieh sein Alphorn kurzerhand aus und erfüllte Eberhard Abker so einen Herzenswunsch. Von da an hatte der begeisterte Jagdhornbläser und ambitionierte Jäger seine Leidenschaft »für das ursprünglich aus der Schweiz stammende ventillose Ungetüm« entdeckt.
Von einer Thüringer Gruppe aus Hirschbach/Suhl besorgte sich der gelernte Tischler und Drechsler Bauanleitungen und Pläne. Blieb nur noch, einen geeigneten Rohling zu finden. Und den holte er von einem Jagdfreund aus dem Wiehengebirge. »Ideal sind Fichten, aber nur die, die in Hanglage aus einer Böschung wachsen«. Ein solcher Baum habe schon fast die Form eines fertigen Instrumentes. »Lang und gerade und unten geschwungen«. In der heimischen Werkstatt ging es dann »ans Eingemachte«. Der Stamm wurde entrindet, die Außenform bearbeitet, in der Mitte durchgeschnitten, ausgehöhlt, getrocknet, verleimt und der Schallbecher ausgearbeitet. Zum guten Schluss hat Eberhard Abker die Oberfläche blitzblank poliert, den Schallbecher mit der lippischen Rose und dem Westfalen-Pferd geschmückt. Schließlich folgte noch die Umwicklung des langen »Rohres« mit Rattan und die Anfertigung des im Vergleich zu dem langen Alphorn filigranen Mundstücks. Rund 260 Arbeitsstunden investierte Eberhard Abker, der bis zu seiner Pensionierung in der Produktentwicklung bei den »Möller-Werken« arbeitete und auch Jagdaufseher in Quelle war, in sein erstes Meisterstück.
Da er aber gern mehrstimmig blasen wollte, folgten bald schon Alphorn Nummer zwei und drei. Ein vierter Rohling hängt bereits in der Werkstatt. »Man braucht ordentlich Luft, um den Hörnern hörbare Töne zu entlocken«, sagt Abker. Der versierte Blechbläser hat sich »das Musizieren auf dem Alphorn selbst beigebracht«. Und da gab's auch schon mal Ärger. »Aufhören, Unerhört, so ein Lärm. Geh doch zum Üben in den Keller«, waren noch die gnädigsten Kommentare, die Eberhard Abker zu hören bekam, wenn er zu Hause blies. Obwohl Ehefrau Ruth (69) stolz auf das Hobby ihres Mannes ist, freut sie sich, »dass er die überdimensionalen Hörner jetzt nur noch in Spenge oder in der freien Natur bläst«. Von der Stimmgewaltigkeit der Alphörner konnten sich auch Freunde von Eberhard Abker überzeugen. »Da hab ich mal auf der Schwedenschanze geblasen, die konnten das bis »Peter auf'm Berge« hören«.

Artikel vom 12.02.2005