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Michael Meier:
der »Masochist«
aus Dortmund

Kollers Matchball beim Matschball

Von Klaus Lükewille
Dortmund (WB). Seine Mannschaft blickt nach oben, der Trainer fuhr nach dem glücklichen 1:0-Sieg im Derby gegen den VfL Bochum mit dem Fahrstuhl abwärts in Richtung Kabine. Erst jetzt erkundigte er sich nach dem »Ergebnis« des Vorspiels: »Wie ist denn eigentlich der Protest gelaufen?«

Bert van Marwijk erhielt eine beruhigende Auskunft. Kein Krach, kein Stress, kein Ärger. Der Marsch, an dem 1000 Borussen teilgenommen hatten, endete friedlich am Stadion, er hatte schließlich auch auf dem Friedensplatz begonnen. Und einige haben längst wieder die Friedenspfeife geraucht, der ganz große Qualm ist nach dem Rücktritt von Gerd Niebaum verzogen.
Nur Geschäftsführer Michael Meier stand noch in der Kritik, aber die war längst nicht so drastisch und deutlich wie noch vor einer Woche in Hannover. Lediglich ein Transparent flatterte im Westfalen-Stadion im Wind: »Meier - geh Du auch.«
Aber dieses Thema ist erledigt. Sein im Juni 2005 auslaufender Vertrag soll sogar verlängert werden. Präsident Reinhard Rauball steht weiter hinter dem Mann, der den Schuldenberg mit aufschaufelte: »Wir können nicht auf ihn verzichten und die komplette Geschäftsführung austauschen.« Nur Meier kennt schließlich alle Zahlen genau, gilt zudem als unentbehrlicher Experte für das anstehende Lizensierungsverfahren.
»So richtig Spaß macht der Job zurzeit natürlich nicht«, bekannte Meier, der leicht ironisch wurde: »Ich bin eben ein kleiner Masochist, darum arbeite ich hier trotzdem weiter.« Der Geschäftsführer fühlt sich selbstverständlich in vielen Punkten als ungerecht kritisiert und attackiert: »Der Verein muss aufpassen: Wir dürfen nicht zum Spielball der Fans oder des Kapitals werden.«
Denn Meier konnte über Meldungen nur lächeln, in denen dem maroden BVB angeblich von dritter Seite zweistellige Millionenbeträge angeboten worden sein sollen. »Kein Wort wahr. Wenn wirklich einer kommt und 110 Millionen hinlegt, dann packe ich das Moos in die Kasse, schließe ab, und gehe sofort nach Hause.«
Meier ist aber weiter da - und die Mannschaft ist wieder da. 10 von 12 möglichen Punkten hat Borussia in der Rückrunde geholt. »Damit haben wir uns endgültig aus der Kellerzone verabschiedet«, freute sich Christoph Metzelder, »wir können ab sofort nach oben schauen.« Der Nationalspieler bestritt nach 23 Monaten endlich wieder eine Punktpartie im Westfalen-Stadion und wurde von den Fans begeistert gefeiert: »Metze is back« stand auf ihren Plakaten.
Metzelder war nach der langen Pause aber natürlich noch längst nicht wieder der »Alte«, was allerdings auch an den Platzbedingungen lag. »Normaler Fußball war hier leider nicht möglich«, kritisierte Trainer van Marwijk die pfützenübersäte Spielfläche.
Den Matchball beim Matschball setzte Jan Koller schon in der 21. Minute, bereits Saisontreffer Nummer zehn des langen Tschechen. Ein Tor, drei Punkte: Dortmund war an diesem Tag nicht unbedingt die bessere, auf jeden Fall aber die glücklichere Mannschaft. Trainer van Marwijk musste zugeben: »Bochum hat uns stark unter Druck gesetzt, aber wir hatten zu Beginn der Saison in einen Spielen auch viel Pech.«
Wie so oft: Im Fußball gleicht sich eben doch fast alles aus. Nur die kritische Dortmunder Finanzbilanz, die bleibt vorerst tiefrot und total unausgeglichen.

Artikel vom 14.02.2005