14.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schauspieler im Schiedsrichter-Kostüm

»Verpfiffen« im ZDF: Wie ein junger Mann den Fußball verkaufte

Paderborn (WB/MR). Die letzten Bilder der ZDF-Dokumentation »Verpfiffen« zeigten Robert Hoyzer vor der JVA in Berlin-Moabit. Für die Kameras konnte der Skandal-Schiedsrichter dem Gefängnis entkommen, im Leben gelingt das selten.

Seit Samstag sitzt der Mann, der den Fußball verkaufte, ein. Die 28-minütige Dokumentation von Oliver Schmidt und Jan Möller machte eine Frage überfällig: Warum ist das nicht schon viel eher passiert? Die Zusammenfassung der Affäre brachte zwar nichts Neues, sie fügte aber alle Fakten zusammen und verdeutlichte, welch hohes Maß krimineller Energie Hoyzer angetrieben haben muss. Seine Sehnsucht nach Geld und Anerkennung machten die Wandlung eines talentierten Unparteiischen mit guten Karrierechancen zu einem Schauspieler im Schiedsrichterkostüm deutlich.
Der Film führte Hoyzer und die TV-Zuschauer an ein paar »Tatorte« zurück. Am Ende stand der Knast, am Anfang das kleine Löns-Stadion in Paderborn. Dort, wo Hoyzer den wohl schändlichsten Elfmeter pfiff, den Deutschland je gesehen hat. Dort, wo ein Pokalspiel zunächst wie erwartet lief, aber eben nicht wie geplant und Hoyzer eine 2:0-Führung des Hamburger SV in einen Erfolg der Paderborner verwandeln musste.
Danach folgten Bilder aus Berlin, Rankestraße. Dort, wo Hoyzers »zweites Wohnzimmer«, das Wettbüro »Café King«, steht. Hier hat der Betrüger, der von Bodyguards beschützt wird, Angst vor Rache. Denn er hat ja mittlerweile nicht nur Spiele verpfiffen, sondern auch seine Wettkollegen.
»Verpfiffen« ist auch ein Portrait eines Mannes, der reich und berühmt werden wollte. Ihn erwarten jetzt einige Jahre Gefängnis, Regressforderungen in Millionenhöhe und damit der zweifelhafte Ruhm eines Täters.
Mitleid darf man trotzdem nicht haben. Robert Hoyzer - dieser Name und das Gesicht des Mannes werden für immer für einen Skandal im deutschen Fußball stehen.

Artikel vom 14.02.2005