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Robert Hoyzer hat »nicht alles gebracht«

Staatsanwaltschaft erwartet Anklage - DFB sperrt Koop

Berlin (dpa). Der Wettskandal im deutschen Fußball hat mit der Verhaftung des ehemaligen Schiedsrichters Robert Hoyzer eine neue Dimension erhalten. Der 25-Jährige sitzt seit Samstagabend in der Berliner Vollzugsanstalt Moabit in Untersuchungshaft, nachdem eine Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Tiergarten den Vollzug des Haftbefehls »wegen mittäterschaftlich begangenen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in acht Fällen« angeordnet hatte.
Aus dem Verkehr gezogen: Schiri Torsten Koop.
Der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte zur Affäre: »Ich habe mit dieser kriminellen Wucht nicht gerechnet, aber ich laufe davor nicht weg.« Mit Torsten Koop zog der Deutsche Fußball-Bund am Wochenende dazu einen weiteren Schiedsrichter aus dem Verkehr.
Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge von der Berliner Ermittlungsbehörde bestätigte, dass der Haftgrund für Hoyzer das drohende erhöhte Strafmaß und die damit verbundene Fluchtgefahr sei. Hoyzer hat inzwischen eine Haftprüfung beantragt. Danach soll erneut über die Fortdauer der U-Haft entschieden werden.
Karge rechnet fest mit einer Anklage gegen Hoyzer und die drei ebenfalls inhaftierten kroatischen Mitarbeiter eines Berliner Wettcafés. Neueste Ermittlungen hätten ergeben, »dass Hoyzer in seinen Aussagen nicht alles gebracht hat«, sagte Karge. »Wir haben etwas herausgefunden, was ich im einzelnen noch nicht sagen darf.«
Neueste Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft begründen nach eigenen Angaben den Verdacht, dass Hoyzer zusätzlich zu den von ihm selbst eingeräumten Straftaten bereits vor 2004 mit unbekannten Mittätern Straftaten gleicher Art begangen hat. Der Beschuldigte müsse mit einer empfindlichen Freiheitsstrafe rechnen.
Hoyzer-Anwalt Thomas Hermes erwartet dagegen, dass sein Mandant bald auf freiem Fuß sein wird. Die Staatsanwaltschaft sei davon ausgegangen, dass Hoyzer nicht alles erzählt habe und möglicherweise noch mehr komme. »In dem Fall hätte Robert Hoyzer mit einer höheren Strafe zu rechnen. Das war der Anlass für den Haftbefehl. Ich sehe ihn nicht als gegeben, denn ich rechne am Ende mit einer Bewährungsstrafe.«
Zwanziger war als Jurist von der Verhaftung nicht überrascht: »Wir nehmen das beim DFB nicht leicht, aber es entsteht keine neue Betroffenheit. Wenn die Staatsanwaltschaft neue Informationen haben sollte, hoffen wir, sie im Zuge enger Zusammenarbeit so schnell wie möglich zu bekommen.«
Ins Fadenkreuz des DFB ist nun auch Schiedsrichter Koop geraten. Der 39 Jahre alte Lehrer aus Lüttenmark hatte einen Anwerbungsversuch durch Hoyzer nicht beim Verband gemeldet. »Der Name Koop wird auf der Schiedsrichter-Liste nie mehr auftauchen«, sagte Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell. Koop habe das Vertrauen krass missbraucht. »Dadurch hat er das Recht verwirkt, Spiele zu leiten«, sagte Amerell. Das Aus für Koop muss der DFB-Schiedsrichterausschuss besiegeln.
Hoyzer hat nach Informationen des »Spiegel« die Vorwürfe gegen seinen Schiedsrichter-Kollegen Dominik Marks präzisiert. Danach soll Marks insgesamt 36 000 Euro erhalten haben. Hoyzer selbst habe Marks vor dem verschobenen Regionalliga-Spiel Hertha BSC Berlin Amateure - Arminia Bielefeld Amateure 6000 Euro übergeben. Marks hat Verwicklungen bisher bestritten, die Staatsanwaltschaft führt ihn als Beschuldigten. Nach weiteren Angaben des »Spiegel« will die Staatsanwaltschaft alle Honorare Hoyzers aus Medienauftritten pfänden.

Artikel vom 14.02.2005