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Kommentar
DFB-Sportgericht

Ein »billiger« Vergleich


Kein Wiederholungsspiel, sondern eine Entschädigung für den Hamburger SV in Millionenhöhe, eingespielt durch ein für den DFB kostengünstiges Länderspiel in Hamburg - die Vergleichs-Entscheidung des DFB-Sportgerichts kommt nicht überraschend. Denn bei aller Sympathie für eine sportliche Fortsetzung der manipulierten Pokalpartie in Paderborn, sie wäre kaum durchführbar gewesen.
Denn zum einen wird es wohl noch Wochen dauern, bis die tatsächliche Verwicklung Thijs Waterinks in den Wett-Skandal bewiesen oder endgültig entkräftet ist. Zum anderen hätte es bei der angedachten »Verlängerung« einen Viertelfinalisten getroffen, der für das von Robert Hoyzer manipulierte Spiel nun gar nichts kann. Eine Annullierung des Spiels kam aber auch nicht in Frage, denn Stand der Ermittlungen ist immer noch der: Hoyzer hat die 90 Minuten manipuliert, kein anderer.
Doch in diesem Zusammenhang blieb am Freitag auch in Frankfurt eine Frage unbeantwortet: Warum wurde Paderborns einziger Verdächtiger in dem Wett-Skandal, Kapitän Thijs Waterink, noch immer nicht vom DFB verhört?
Der Niederländer ist vielleicht eine der Schlüsselfiguren in diesem Pokalspiel, deshalb hätte die Staatsanwaltschaft Berlin eine Regelung schaffen müssen, die auch seinem Rechtsbeistand Akteneinsicht ermöglicht.
Denn nur er kann aus Sicht des SC Paderborn 07 Licht ins Dunkel bringen und sagen, was er vor dem Anpfiff schon wusste. Waren es wirklich nur 10 000 Euro Siegprämie, von der die Mannschaft erst am Sonntag nach dem Spiel erfahren hat? Oder war es doch so, wie die HSV-Verantwortlichen mutmaßen, und Waterink wusste doch mehr, als er bislang zugab?
Sollte Letzteres zutreffen, wäre der SCP nicht mehr nur Opfer, sondern auch ein Mit-Täter. Auch wenn sich ein Verein gegen den Betrug eines Einzelnen nur schwer schützen kann - auf den 4:2-Pokalerfolg gegen den Hamburger SV würde ein noch längerer Schatten fallen. Dieser denkwürdige Paderborner Pokal-Triumph wäre endgültig ein Sieg ohne Wert. Matthias Reichstein

Artikel vom 12.02.2005