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Werkkunstschule in eine neue Ära geführt

Thyra Hamann-Hartmann im Alter von 94 Jahren verstorben


Bielefeld (uj). Thyra Hamann-Hartmann ist tot. Wie erst gestern bekannt wurde, starb die ehemalige Textil-Design Professorin der Fachhochschule Bielefeld bereits am 8. Februar im Alter von 94 Jahren in Berlin.
Als Thyra Hamann-Hartmann, die am 30. Oktober 1910 geboren wurde, 1950 von der Textilingenieurschule Krefeld nach Bielefeld berufen wurde, brach an der Werkkunstschule eine neue Ära an. Als Leiterin der Abteilung Textil führte sie Zeichnen und Malen als obligatorische Fächer ein, da ihr eine künstlerisch fundierte Ausbildung als unabdingbare Voraussetzung für das gestaltende Handwerk galt.
Fortan lenkte sie das Hauptaugenmerk der Ausbildung auf die industrielle Praxis und arbeitete eng mit der heimischen Textilindustrie zusammen. »Bis zu ihrem Ausscheiden 1975 hat sie den Fachbereich Textilgestaltung nachhaltig geprägt«, würdigt Professor Gottfried Jäger die Tätigkeiten seiner ehemaligen Kollegin, der er im Jahr 2000 anlässlich ihres 90. Geburtstags eine fotografische Hommage ihrer berühmten Webteppiche widmete - ein Gobelin von Thyra Hamann-Hartmann ziert den Treppenaufgang im Alten Rathaus noch heute.
Für ihre Arbeit wurde die Professorin mehrfach ausgezeichnet. So erhielt sie unter anderem den Kulturpreis der Stadt Bielefeld sowie den Staatspreis und die Goldmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen. 1973 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Ihre Urkunde, die sie auf der Triennale in Mailand erhielt, befindet sich im Historischen Museum.
In ihrer Textilkunst blieb Thyra Hamann-Hartmann dem Bauhaus verpflichtet, was sich im grafisch-farbigen Flächen- und Strukturaufbau ihrer Stoffe zeigt. In ihren späteren Werken webte sie indes zunehmend die Formen der Landschaft und Natur ein. Die Gestaltungsphilosophie des Bauhauses verschafften ihr zahlreiche Aufträge für den öffentlichen Raum. So hatte sie 1948 den Zuschlag für die textile Wandgestaltung der Frankfurter Paulskirche erhalten. Eine Stoffbahn davon mit stilisierter Friedenstaube befindet sich im Besitz des Historischen Museums Bielefeld, dem Thyra Hamann-Hartmann eine große Zahl an Werken und Dokumenten hinterließ.
Nach ihrer Pensionierung zog Hamann-Hartmann wieder in ihre Heimatstadt Berlin, wo sie sich bis ins hohe Alter als freie Bildweberin betätigte.

Artikel vom 14.02.2005