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Mit Musik geht alles besser

Rekordbeteiligung: 620 Jungforscher stürmen »Kinder-Uni«

Von Matthias
Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »Warum wir hier sind? Doofe Frage! Weil wir was lernen wollen!« Saskia und ihre Freundin Büsra aus Brackwede, gerade neun Jahre alt, freuten sich riesig auf ihre erste richtige Vorlesung.

Mama und Opa begleiteten die Mädchen zum Hörsaal 1, in dem am Freitag die »Kinder-Uni« eröffnet wurde. Zum Auftakt versuchte die Rasselbande mit dem Musikwissenschaftler Bernd Clausen herauszufinden, warum wir bestimmte Musik mögen und andere nicht. »Cool« findet Büsra das, weil ihr alles gefällt, was mit Kunst zu tun hat, und Saskia hofft, dass die Hausaufgaben nicht so schwer werden. Anhand von Beispielen sollen die Kinder erkennen, wie Musik Stimmungen beeinflusst. Gar nicht so einfach: Bei irischer Folklore gehen alle gelben Karten hoch - gelb steht für Freude. Aber beim Fado-ähnlichen Gesang wird heftig diskutiert: blau (Trauer)? rot (Wut)? grün (Angst)? Levi und Jan (beide 9) von der Eichendorffschule wissen nicht so genau, welche Musik ihnen denn nun gefällt. Sicher ist: »Die ÝÄrzteÜ sind doof, die ÝToten HosenÜ toll«, versichert Levi, während Saskia (9) aus Milse auf Avril Lavigne schwört und Clara Sophie (8) aus Jöllenbeck die »No Angels« super findet. Musik wird meist als schön empfunden, obwohl sie mit Geräusch verbunden. Oder so ähnlich. Anders geht's ohnehin nicht, denn Musik ist im Prinzip nur schwingende Luft. Sagt Clausen. Der Historiker Tobias Kies arbeitete anschließend mit den Zehn- bis Zwölfjährigen heraus, warum wir keinen König, sondern einen Bundespräsidenten haben. »Monarchen danken nie freiwillig ab - erst Revolutionen schaffen Republiken«, sagte Kies und nahm seine Zuhörer mit auf eine reich bebilderte Reise durch die deutsche Geschichte. »Ich habe die Vorlesung mit Kindern aus dem Bekanntenkreis getestet«, erklärt Kies. »Sie haben alles verstanden.« Zum Beispiel, dass Deutschlands Zukunft nicht auf dem Wasser lag. Als der Weltkrieg verloren ist, rudert der Kaiser übern See, die Krone fällt ins Wasser, der - zivile -Ê Zylinder liegt griffbereit im Boot. »Ein bisschen monokausal«, gibt Kies zu, aber man erfährt immerhin, wer der Böse war. Nachdem Wilhelm II. erst die Insignien der Macht und dann die Doorner Axt aus der Hand legte, muss es jetzt eben Horst Köhler richten. Die Kinder-Uni kommt in diesem Jahr in neuem Gewand: Die 15-Uhr-Vorlesung an den fünf Freitagen (bis 11. März) gehört den Jüngeren, den Acht- bis Zehnjährigen, und in die 17-Uhr-Vorlesung strömen die Fünft- und Sechstklässler. Die Professoren verteilen Hausaufgaben. »Wer mindestens eine abliefert, erhält eine Urkunde«, verspricht Anja Neumann, die mit Helen Menges im Schülerbüro arbeitet. Wer alle Hausaufgaben vorlegt, nimmt an einem Wettbewerb teil - mit (noch geheimgehaltenen) Überraschungen.

Artikel vom 12.02.2005