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Erste Auftritte im TAT, heute mit Preisen dekoriert: Ingo Börchers.
Eine Institution: Jürgen Rittershaus alias Heinz Flottmann.

Ganz oben steht der Spaß an erster Stelle

Das Trotz-Alledem-Theater (TAT) feiert sein 25-jähriges Bestehen - Große Gala im Herbst

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). »Wenn ich an das Trotz-Alledem-Theater denke, muss ich immer lachen. So lange es Euch gibt, macht das Leben Sinn.« Mit diesen Worten gratuliert der bekannte Kabarettist Erwin Grosche dem TAT zum 25-jährigen Bestehen.

25 Jahre Lebenssinn, gefüllt mit ästhetisch wertvollem Kindertheater, Comedy-Spaß, mit Theaterprojekten und Theaterpädagogik. Und nicht nur das: »Wir sind stolz darauf, eines der ältesten freien Theater Deutschlands zu sein«, betont Volker Rott, einer von zwei übriggebliebenen Gründungsmitgliedern -ĂŠneben Jürgen Ritters-haus.
Die Liebe zum Theater entdeckte der Kunst- und Sozialwissenschaftsstudent gemeinsam mit Kommilitonen Ende der 70er Jahre in einem Volkshochschulkurs. 1980 wurde daraus ganz offiziell das Trotz-Alledem-Theater. Der Spielplan war zunächst auf Jugendliche zugeschnitten. Als die Akteure auf der Bühne in die Jahre kamen, wurde auf Kindertheater umgesattelt.
Theater, bei dem nicht der pädagogische Zeigefinger, sondern der Spaß an erster Stelle steht. Ziel sei aber auch, Kinder an das Medium Theater heranzuführen, sagt Rott. Und nicht zuletzt sollen die Themen und Inhalte nicht nur die Kleinsten ansprechen, sondern auch die begleitenden Erwachsenen zum Lachen und Nachdenken bringen, erklärt Catharina Schütte, die seit 1987 beim TAT fürs Management verantwortlich zeichnet.
Neben dem Kindertheater ist der Comedy-Bereich und damit der Name Jürgen Rittershaus untrennbar mit dem Trotz-Alledem-Theater verbunden. Ob als Hausmeister Heinz Flottmann oder als Reiseleiter einer Stadtrundfahrt durch Bielefeld - Flottmann ist der Spezialist für schräge Unterhaltung. Früher moderierte Ritters-haus einmal im Monat den Abend »Ganz Oben«, eine Art offene Bühne für Künstler aller Art. Seit einigen Jahren präsentiert das Bielefelder Urgestein eigene Programme sowie Gastbeiträge unter dem Namen »ShOWL«. Nicht wenige Kleinkünstler, die später groß raus kamen, sammelten auf der TAT-Bühne im sechsten Stock der Feilenstraße 4, hoch über den Dächern der Stadt, ihre erste Bühnenerfahrung. Nicht nur Erwin Grosche, auch Ingolf Lück, Ingo Börchers und Ingo Oschmann waren Gäste in Flottmanns Comedy-Show.
Sesshaft wurde das TAT im Jahr 1990, als es eigene Probenräume und eine feste Spielstätte in der Feilenstraße bezog. Daneben aber bildet das Tournee-Programm ein festes Standbein des freien Theaters. »Wir spielen unsere Stücke deutschlandweit, überwiegend aber in NRW«, berichtet Volker Rott.
Die Einnahmen aus dem Tourneegeschäft freilich sind rückläufig, seit Städte und Gemeinden immer weniger Geld für Kultur ausgeben können. Das spürte auch das TAT und reagierte mit dem Angebot von Theaterprojekten, für die Fördermittel eingeworben werden können. Die Theaterworkshops für Kinder haben sich mittlerweile etabliert. Viele Grundschulkinder kommen jedes Jahr wieder. Und nicht nur Bielefelder Schulen, sondern auch die umliegenden nutzen das theaterpädagogische Begleitangebot der acht Theatermacher.
Dies sind neben Volker Rott (Schauspieler und Regisseur), Rittershaus (Kabarettist und Schauspieler) sowie Catharina Schütte (Management) noch Claudia Bieber (Schauspielerin), Michaela Sauerwald (Schauspielerin), Jörg Bohlen (Techniker), Angelika Schertler (Tour-Managerin) und Thomas Sellin (Schauspieler und Regisseur). Nicht zuletzt gehört zum TAT auch noch eine Studiobühne, ein Theaterforum für junge Erwachsene, die sich auf der Bühne erproben wollen. Ihr selbst erarbeitetes Theaterstück »Gipfelstürme« hat im Juni im Rahmen des Jubiläumsprogramms Premiere.
Eine offizielle Jubiläumsmatinee (nur für geladene Gäste) findet am Sonntag, 6. März, im TAT statt.
Die große Gala mit einem »Best of Programm« steigt erst im Oktober in der Ravensberger Spinnerei. Dann mit allen an innovativem Theater interessierten Menschen.

Artikel vom 11.02.2005