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Ein Spiel im Zeichen der Rekorde

Arminia gegen Bayern: sieben Aufstiege gegen 18 deutsche Meisterschaften

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Im Fußball heißt es immer: Die Tabelle lügt nicht. Darum hat das WESTFALEN-BLATT ein paar aufschlussreiche Zahlen zusammengetragen, die begründen, warum es für Arminia tatsächlich so schwer ist, die Bayern zu besiegen.

Und warum es auch kein Wunder ist, dass es den Bielefeldern im vergangenen Vierteljahrhundert nur ein einziges Mal gelungen ist, diese Zahlen auf den Kopf zu stellen. 2:0 besiegte Bielefeld 1997 die Bayern, Stefan Kuntz steuerte zu diesem historischen Erfolg beide Tore bei. Was den Bielefeldern in jenem Flutlichtspiel im März gelang, war dem Verein zuvor zum letzten Mal 1979 geglückt. Beim 4:0 im Olympiastadion. »Meine Herren, das waren Fußballgrüße aus Bielefeld«, hatte danach Otto Rehhagel zum Besten gegeben, Arminias damaliger Trainer.
Bielefeld gegen Bayern, Rekordaufsteiger gegen Rekordmeister. Dass sich diese zwei Clubs seit dieser Spielzeit wieder auf Augenhöhe gegenüberstehen, ist keineswegs selbstverständlich. Dafür dienen die Zahlen als Beleg. Doch während anderswo von Neid erfüllte gegnerische Fans die Hasskappe aufsetzen, sobald der Bayern-Bus um die Ecke biegt, fühlt sich der FCB in Ostwestfalen wie zu Hause. Hier sind für die Anhänger ganz andere Clubs ein rotes Tuch. Das liegt zum einen daran, dass die Münchener den Bielefeldern in der finanziellen Not gern mal einen Besuch zwecks Freundschaftsspiel abstatteten, damit ein bisschen Geld die leere Clubkasse füllte. Und zum anderen, weil außerhalb Bayerns nirgendwo mehr Fan-Clubs ansässig sind als hier in der Region.
Darum darf es auch niemanden wundern, wenn die Bayern ihr Auswärtsspiel gar nicht als solches empfinden werden. Denn nicht nur die Gästeblöcke werden proppenvoll sein. Auch sonst wird sich überall in der SchücoArena reichlich Rot zwischen das dominierende Blau mischen.
Der Atmosphäre wird das keinen Abbruch tun, Spiele gegen die Bayern sind immer Fußballfeste. Arminias Fans brennen auf den ersten Sieg seit acht Jahren. Und nachdem sie in der jüngeren Vergangenheit schon so oft so nah dran waren, ist ein Erfolg gegen den übermächtig scheinenden Gegner irgendwann einfach wieder fällig. Drei der letzten vier Spiele auf der Alm endeten unentschieden. Im April '98 fehlten zum Sieg sogar nur zwei Minuten. Arminia führte 4:3, kassierte kurz vor Schluss den Ausgleich. Die Zuschauer standen Kopf, die Partie ist in die Alm-Annalen eingegangen.
Klar, dass sich die Zuschauer ein ähnlich ausgeglichenes und vor allem tor- und temporeiches Spiel auch Sonntag wünschen. Uwe Rapolder kennt dafür das Rezept: »Unsere individuellen Schwächen müssen wir über die Leidenschaft ausgleichen. Wie immer, wenn der Kleine gegen den Großen spielt.« Und Rapolder sagt auch: »Es ist ja nicht so, das wir vor den Bayern Angst haben müssten. Gegen die Spitzenteams haben wir meistens gut ausgesehen.« Sogar im September beim Hinspiel-0:1 hat der DSC dem FCB im Olympiastadion das Siegen verdammt schwer gemacht.
Für Arminias Trainer Rapolder ist es Sonntag übrigens das dritte Duell mit dem deutschen, wie er sagte, »Vielfachmeister«. Der Countdown zum Erfolg läuft. 0:2 mit Waldhof Mannheim im Pokal, 0:1 mit Arminia in der Hinrunde. Sollte ein 0:0 tatsächlich die zwangsläufige Fortsetzung bedeuten, dann würde auch das bei Arminia niemanden stören. Denn alles andere als eine Niederlage wäre ein Erfolg, der gar nicht hoch genug zu bewerten wäre. Und wer das anders sieht, darf sich von der niemals lügenden Tabelle überzeugen lassen.

Artikel vom 11.02.2005