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Innovation
und Wachstum durch Bildung

Betriebe sparen oft am falschen Ende

Bielefeld (sas). Dass lebenslanges Lernen ein Muss ist, ist längst ein Topos. Mit der Umsetzung allerdings hapert es oft - auch in den Betrieben. Dabei, meinen Fachleute, hängt die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens entscheidend mit ab von der Kompetenz und dem Wissen der Mitarbeiter. Die »Berufliche Weiterbildung als Motor des Strukturwandels« war daher Motto einer Fachtagung, die gestern im Internationalen Begegnungszentrum der Universität stattfand.

Veranstalter waren das Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung an der Uni Bielefeld (ZWW) sowie die Fachhochschule des Mittelstandes Bielefeld (FHM), Institut für den Mittelstand in Lippe. Die etwa 60 Teilnehmer kamen aus der unternehmensinternen Personalentwicklungs- und Weiterbildungsarbeit sowie aus der Arbeitsverwaltung, Politik, Wissenschaft und von Weiterbildungseinrichtungen.
Datenbasis waren Interviews in drei Branchen der Region. Dabei, erläuterte Prof. Dr. Wolfgang Wittwer, Uni Bielefeld, habe man das besondere Augenmerk, auf die drei Branchen Holz-/Möbelindustrie, Metallindustrie und Gesundheitswirtschaft gerichtet: »Typische und traditionelle Bereiche, die gleichwohl Lokomotivfunktion haben sowie mit dem Gesundheitswesen eine junge Branche.« Gewagt wurde auch der vergleichende Blick über den Tellerrand, in andere Regionen (Mönchen-Gladbach, Mecklenburg-Vorpommern und Süddeutschland), um von ihnen zu lernen.
Berufliche Weiterbildung erfolgt extern, intern (was sich nur mittlere und vor allem große Betriebe erlauben) sowie informell: arbeitsintegriert durch learning by doing. »Das Bedenkliche ist, dass die Beschäftigten ausgerechnet in diesen Zeiten weniger Weiterbildungsangebote in Anspruch nehmen«, sagte Dr. Rainer Wend, Vorsitzender des Bundestagsaussschusses für Wirtschaft und Arbeit. Waren es 1997 noch 48 Prozent, so sank diese Zahl 2000 auf 43 und 2003 auf 41 Prozent. »Da wird am falschen Ende gespart.« Zudem, ergänzt Alexander Pauly vom ZWW, seien die Weiterbildungszeiten heute verkürzt: Drei Tage dauert heute kaum ein Angebot, gefragt sind Tagesseminare. »Weiterbildung wird außerdem zunehmend in die Eigenverantwortung des Mitarbeiters gelegt«, kritisiert Prof. Dr. Volker Wittberg, FHM.
Dabei, betont Friedel Heuwinkel, Landrat des Kreises Lippe, entstehe durch Bildung Wirtschaftswachstum. Und ein rohstoffarmes Land wie Deutschland sei darauf angewiesen. Uni-Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann, selbst Bildungsplaner, rät ebenso wie Dr. Harald Hiltl, Direktor der Arbeitsagentur in Detmold, zu antizyklischem Verhalten und Investitionen in Weiterbildung: »Das erzeugt einen Überschuss.« Auch wenn der Ökonomische Erfolg von Weiterbildung gegenüber Controllern nicht prompt nachzuweisen sei - für Fachleute ist er unbestritten.

Artikel vom 11.02.2005