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Finke gegen
Annullierung

Wilfried Finke ist für ein Wiederholungsspiel, aber nicht ohne sportlichen Wert für den SCP.

DFB-Pokalspiel wird verhandelt

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Wird das manipulierte DFB-Pokalspiel zwischen SC Paderborn 07 und Hamburger SV (4:2) wiederholt? Bekommt der HSV eine finanzielle Entschädigung? Wird der Bundesligist »kampflos« in den Wettbewerb wieder eingegliedert? Drei Fragen und drei mögliche Lösungen - eine Entscheidung könnte das DFB-Sportgericht heute (12.30 Uhr) in Frankfurt/Main treffen.

Ganz gelassen blickt Wilfried Finke der ersten Verhandlung im Zusammenhang mit dem Wett-Skandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer (Berlin) entgegen, einer Annullierung des Spiels und der Rückkehr des HSV in den laufenden Wettbewerb wird der Präsident des Klubs aber nicht zustimmen: »Nicht unsere Spieler haben betrogen, sondern der Schiri hat die Begegnung manipuliert.«
Die Hamburger stehen dagegen auf dem Standpunkt, dass bei der von Hoyzer am 21. August 2004 für 20 000 Euro verschobenen Pokalpartie auch der inzwischen suspendierte Paderborner Kapitän Thijs Waterink beteiligt war. Der Holländer hatte vor dem Spiel 10 000 Euro Siegprämie von einem ihm Unbekannten erhalten und den ersten von zwei verwandelten Elfmetern herausgeholt. Deshalb ist HSV-Boss Bernd Hoffmann überzeugt, »dass das Spiel für uns gewertet werden muss«. Für Finke ein »schwachsinniges Argument«, weil noch noch keine Beweise vorliegen. Gegen Waterink gebe es zwar Vorwürfe, aber noch sei er nicht verurteilt. Finke: »Würde das Sportgericht den HSV zum Sieger erklären, würden unsere Spieler betrogen.« Geschäftsführer Michael Born ergänzt: »Wo ist der Beweis, dass unsere Mannschaft nicht auch ohne die Manipulation des Schiris gewonnen hätte?« Außerdem sei der Betrug von Hoyzer ausgegangen. Waterink könne man zwar unsportliches Verhalten vorwerfen, aber keine Manipulation.
Der Paderborner Präsident Finke ist für ein Wiederholungsspiel, aber nicht ohne einen sportlichen Reiz für den SCP: »Wir spielen nicht Fußball um des Fußballs Willen. Wenn wir antreten und gewinnen, muss es auch für uns im DFB-Pokal sportlich weiter gehen.« Den Finanzen räumt der 53-Jährige dabei nur eine untergeordnete Rolle ein. Ein Wiederholungsspiel gegen den HSV wäre nach Meinung des Vorsitzenden zwar ein Kassen-Knüller, der innerhalb einer Stunde ausverkauft sein würde, die Einnahmen dürfte aber keiner der beteiligten Klubs behalten: »Nach Abzug der Kosten müsste das Geld gespendet werden. Alles andere wäre im Hinblick auf eine Wettbewerbsverzerrung bedenklich.«
Noch am späten Mittwochabend wurde am Rande des Länderspiels in Düsseldorf versucht, die Verhandlung zu verhindern. HSV-Anwalt Christoph Schickhardt hatte DFB-Justitiar Götz Eilers und dem Kontrollausschussvorsitzenden Horst Hilpert zwei Lösungsvorschläge gemacht: eine Entschädigung in Millionenhöhe oder die Wiederholung der Pokalpartie. Der Sieger sollte dann in einem Sonderspiel gegen einen der bereits für das Viertelfinale qualifizierten Klubs (Arminia Bielefeld, Hansa Rostock, SC Freiburg, Bayern München, FC Schalke 04, Hannover 96, Bayern München/A., Werder Bremen) antreten.
»Ein Wiederholungsspiel wäre sportlich die fairste Lösung«, sagt Rüdiger Völkel. Der Paderborner Rechtsanwalt wird den SCP heute, gemeinsam mit Born, in Frankfurt/Main vertreten. Beide richten sich auf eine »Verlängerung« ein. »Uns wurde signalisiert, auch den kommenden Dienstag freizuhalten«, sagt Born, der befürchtet: »Der Fall Hoyzer wird den Fußball noch Monate beschäftigen.«

Artikel vom 11.02.2005